
(Up Country., 2002)
973 S, ISBN: 3-550-08367-X
Berlin: Ullstein, 2004
Bewertung

Rezension
Ein Mord. Vor dreißg Jahren. In Vietnam. Wen interessier das heute noch - auch wenn Täter und Opfer US Offiziere waren?
Paul Brenner ist ehemaliger Warrant-Officer der Criminal Investigation Division (CID), der Kriminalpolizei der US-Army. Nun ist er - mehr oder weniger freiwillig - aus dem Dienst ausgeschieden. Da erhält er ein Mail seines damaligen Vorgesetzten, Colonel Karl Hellmann, der ihn quasi zu einem Treffen in Washington befiehlt.
Beim Denkmal der in Vietnam Gefallenen informiert Hellmann Brenner über einen jungen Lieutenant, der am 7. Februar 1968 während der Tet-Offensive ermordet wurde. Von einem Captain der US Army. Es gibt dafür einen Zeugen, Tran Van Vinh, ein Soldat der nordvietnamesischen Armee. Aber niemend weiß, ob er noch lebt und wo genau. Brenner soll nach Vietnam fahren und diesen Mann finden. Die Informationen, die er erhält, sind unvollständig. Und Brenner spürt, daß mehr hinter dieser Geschichte mehr steckt als ein einfacher Mord vor 30 Jahren.
Brenner lässt sich aber trotzdem auf die Aufgabe ein und fliegt nach Saigon. Dort fällt er Oberst Mang auf, wohl ein Agent der Geheimpolizei. Er wird ihn bei seiner Reise beobachten. Denn er glaubt Brenners Behauptung, Tourist zu sein, nicht wirklich.
Im Hotel in Saigon trifft Brenner auf seine Kontaktperson, Susan Weber. Sie gibt sich als Geschäftsfrau einer amerikanischen Firma aus. Aber Brenner hat mehr und mehr den Verdacht, daß sie für die CIA arbeitet. Eigentlich sollte er die weitere Reise allein unternehmen, aber sie schafft es, daß er sie mitnimmt.
Wie ein Tourist fährt er mit Susan nach Huè und andere Erinnerungsstätten, an denen Brenner 1968 während der Tet-Offensive gekämpft hatte.
Ich dachte daran, wie knapp ich 68 hier dem Tod entronnen war und dass es erst kürzlich auch wieder auf Messers vhneide gestanden hatte. Dieses Land hatte jetzt mein Leben nicht nur einmal oder zweimal, sondern dreimal nachdrücklich beeinflusst und meinem Lebensweg eine neue Wendung gegeben. Ich sollte mich mal fragen, was mich immer wieder hierher zog.
1972 kam er nochmals als Militärpolizist nach Vietnam, als man die sich anbahnende Niederlage schon spüren konnte.
Fazit: Eingebettet in eine Krimi-Handlung besucht Nelson DeMILLE 1990 noch einmal die Orte, an denen er selbst 1968 gekämpft hatte. Es ist für ihn in der Gestalt Brenners eine Läuterung und ein Friedensschluss mit der Vergangenheit, ein Loslassen. Beeindruckend sind seine Erinnerungen an die Kämpfe während der Tet-Offensive, die der Anfang vom Ende der Amerikaner war. Nur - was folgte, war auch keine bessere Welt. Nordvietnam hat den Vietrnamkrieg gewonnen, Saigon heißt jetzt Ho-Chi-Minh-Stadt. Die niemals heilende Wunde Amerikas...
Und doch schädigte der Krieg mit seinen Adrenalinstößen, außerkörperlichen Erfahrungen und strahlend aufblitzenden Einsichten Körper, Geist und Seele wie eine Droge. Es gab durchaus diesen Punkt, von dem man nicht mehr nach Hause konnte und wenn man dem Tod ins Gesicht gespuckt hatte und davongekommen war, zahlte man einen Preis dafür. Ich sah zu den Sternen empor und dachte an Cynthia, an Susan, an Paul Brenner und an Vietnam, Teil drei.