Buchtipp : Robert HARRIS, Enigma. (Rezension)

Robert HARRIS, Enigma.

England/Weltkrieg 2/Spionageroman/

 Robert HARRIS: Enigma.
Robert HARRIS: Enigma.
(Enigma., 1995)
379 S., ISBN: 3-453-11593-7
München: Wilhelm Heyne, 2003
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Kryptographie und Enigma. Der Kampf gegen deutsche U-Boote und eine geheimnisvolle Verschlüsselungs-Maschine.
Der März 1943 ist ungewöhnlich kalt in England. Und der Sieg der Alliierten noch keineswegs sicher. Zwar rollt die Sowjetunion die Ostfront auf, aber im Westen haben die deutschen Truppen das Sagen. Für den Kampf sind unvorstellbare Menge an Ressourcen erforderlich - von Panzern bis zum Milchpulver. In endlosen Geleitzügen werden diese über den Nordatlantik nach England transportiert. Doch dort lauern auch die deutschen U-Boote, um die Konvois abzufangen und so viele Schiffe wie möglich zu vernichten. Die Alliierten werden den Krieg nur gewinnen können, wenn sie die U-Boot-Sperre aufbrechen.
Die U-Boote und die Zentrale kommunizieren mit Funksprüchen, die die Horchposten in England abfangen, aber nicht lesen können. Denn sie sind mit einer genialen Maschine, der Enigma, verschlüsselt. Und im Gegensatz zur normalen militärischen Kommunikation mit einer vier-Walzen-Enigma, was die Entschlüsselung fast unmöglich macht - Computer (Rechenmaschinen) waren erst in Ansätzen vorhanden.
Mit Glück gelingt es ihnen, ein Wettercodebuch aus einem U-Boot zu erbeuten. Und der hochbegabte Kryptoanalytiker Tom Jericho (!) kann damit eine "Eselsbrücke" konstruieren, die die Entschlüsselung des Marinecodes ermöglicht.
Danach bricht Tom physisch und psychisch zusammen und findet in einem College in Cambridge Zuflucht. Außerdem hat ihn seine Freundin Claire verlassen, was seinen Zusammenbruch verstärkt. Doch er wird wieder gebraucht. Den plötzlich hat die deutsche Marineführung die Wettercodes geändert, und die Engländer können die Funksprüche nicht mehr decodieren. Die Verluste an Menschen, Material und Schiffen steigen erschreckend an. So ist der Krieg nicht zu gewinnen. Tom muß irgendwie den Durchbruch schaffen.
Auch wenn der Roman nicht so dicht und fesselnd ist wie "Varerland", so zeigt er doch beeindruckend ein kaltes England des Verfalls. Überall und an allem herrscht Mangel, die Menschen sind müde und überfordert und halten nur noch irgendwie durch.
Fazit: Robert HARRIS thematisiert den indirekten Kampf gegen das Deutsche Reich: Menschen gegen eine Maschine. Bletchley Park hat es tatsächlich gegeben, und dort konzentrierte die englische Führung all jene, die irgendwie für die Kryptographie geeignet waren. Mit der Entschlüsselung der Marinecodes der Enigma war es sicherlich einer der Orte, an denen der Zweite Weltkrieg entschieden wurde.

In seinem Kopf, aus den verborgenen Tiefen seines Unterbewußtseins zum Vorschein gekommen, spulte sich immer und immer wieder ein altes Kinderlied ab: »Weil ein Nagel fehlte, war das Pferd verloren; weil das Pferd fehlte, war der Reiter verloren; weil der Reiter fehlte, war die Schlacht verloren: weil die Schlacht fehlte, war das Königreich verloren; und alles nur, weil ein Hufnagel fehlte...«
[...]
Weil ein Wetter-Codebuch fehlte, konnten sie die Schlacht im Atlantik verlieren. So viele Männer, so viel Material waren gefährdet wegen einer solchen Kleinigkeit wie der Änderung eines Wettercodes. Es war absurd.

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