
Selma Falck 2
(Furet / værbitt., 2019)
477 Seiten, ISBN: 978-3-85535-124-4
Zürich: Atrium, 2022
Bewertung

Rezension
Der Kalte Krieg endet nie. Und die Gefahr aus dem Osten ist allgegenwärtig.
Die ehemalige Anwältin und nun Privatdetektivin Selma Falck wacht völlig desorientiert in einer brennenden Hütte auf - nackt. Sie war offensichtlich betäubt, kann sich an nichts mehr erinnern und weiß nur, daß sie sich irgendwie aus der Hütte retten muß. Aber draußen ist es Spätherbst, Schnee liegt.
Ein rechter Politiker, der Falcks Tochter heiratete, starb beim Hochzeitsmahl an seiner Nußallergie. Mord - oder nur die Unachtsamkeit der Crew in einem hochdekorierten Sternelokal? Der gefeierte Koch und Eigentümer steht vor den Trümmern seiner Existenz und bittet Selma, den Fall zu untersuchen. Denn die Polizei zeigt kein Interesse.
In Norwegen gibt es eine im Kalten Krieg gegründete Widerstandsgruppe (Stay Behind-Gruppe). Sie soll bei einer Gefährdung oder Invasion im Untergrund vorgehen und verfügt über umfangreiche Ressourcen. Der Justizminister Trygvve Mejer ist der Vorsitzende des Gruppenrats. Er glaubt Norwegen in Gefahr. Entgegen den Beschlüssen der anderen Ratsmitglieder will er den Verteidigungdmodus aktivieren. Und Selma kommt ihm in die Quere.
Fazit: Anne HOLT baut hier ein spannendes Szenario auf, das Norwegen nicht so friedlich und freundlich erscheinen lässt. Die lange Grenze zu Russland wird durchaus als Bedrohung gesehen. Und manche meinen, die Verteidigungsbereitschaft und -fähigkeit wäre gefährdet. Leider hält sie das Szenario nicht durch.
Nichts hatte sich verändert, und ihr wurde in groben Zügen erklärt, was von ihr erwartet wurde. Schweigend nahm sie die Befehle entgegen, führte sie bis aufs i-Tüpfelchen aus und beobachtete danach aus der Ferne, wie innerhalb kurzer Zeit alle Stay Behind-Gruppen
in Europa aufgelöst wurden.
Bis auf diese eine. Die, die Peder Mejer und Ellev Trasop in ihrer Klarsicht Ende der Achtzigerjahre verborgen hatten. 1991 war die Organisation bereit, und Berit Ullern wurde in das, was einfach nur Rat genannt werden sollte, aufgenommen. Eine schlagkräftige Organisation mit Kapital, Waffen und relevantem Personal. Zur Verteidigung gegen das, was noch immer passieren konnte. Dass Polizei und Militär weiterhin ihre Geheimdienste hatten, war klar, das Problem war, dass diese Dienste zu schwach waren. Zu offen. Sie waren einer politischen Kontrolle unterworfen, die sie weitgehend daran hinderte, das zu tun, was ab und zu unbedingt notwendig war.