Buchtipp : Graham GREENE, Orient-Expreß. (Rezension)

Graham GREENE, Orient-Expreß.

Eisenbahn/Roman/

 Graham GREENE: Orient-Expreß.
Graham GREENE: Orient-Expreß.   Neu 
(Stamboul train., 1932)
273 S., ISBN: 3-423-12573-X
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2004
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Menschen im Zug. Ungewollt aufeinander treffend bilden sie für eine begrenzte Zeit eine Gruppe. Mit ihren eigenen, verschiedenen Interessen und Konflikten.
Fünf Menschen sind in dem Zug, deren Leben durch diese Reise verändert wird. In drei Tagen, von Ostende nach Istanbul (Konstantinopel):
- die Revue-Tänzerin Coral, die nur einen Sitzplatz in der 2. Klasse hat und an einer Herzerkrankung leidet, von der sie aber nichts weiß;
- der junge jüdische Geschäftsmann Myatt, der im Rosinenhandel tätig ist und in Istanbul einen Konkurrenten erwerben will - er schenkt Coral eine Fahrkarte 1. Klasse;
- der kommunistische Revolutionär Dr. Rudolf Czinner, der undercover in England lebte und davon träumt, die Revolution in Belgrad umzusetzen, an der er schon einmal gescheitert ist;
- Josef Grünlich,der in Wien bei einem Einbruck ertappt wurde und den Eigentümer erschoss, so daß er mit dem Zug fliehen muß;
- die lesbische Journalistin Mabel Warren, die Czinner erkennt und glaubt, damit die Story ihres Lebens an Land gezogen zu haben;
- ihre Freundin und Geliebte Janet Pardoe, die sich eigetlich von Mabel trennen will und diese Zugsfahrt alleine antreten wollte;
- der Cockney-Romanautor Savory, der auf der Suche nach einem Thema für sein nächstes Buch in den Osten reist, sonst aber keine Rolle spielt.
Ein Hauptthema des Buches ist auch die Frage der Treue, die Pflicht gegenüber anderen gegenüber Pflicht zu sich Selbst. Und ob die Treue zu anderen sich auszahlt oder nicht;
Der beschriebene Zug ist sicher nicht der Orient-Express, er ist weder luxuriös noch auf Reiche eingeschränkt. Er hat Abteilwagen und eine 2. und 3. Klasse, so daß Stambul train wohl treffender ist. Und in Wien gibt es weder Feuerleitern an Häusern noch Schiebefenster...
Fazit: Der Roman von Graham GREENE vermittelt ein Gefühl des Unbehagens, das zum Teil den finanziellen Umständen des Autors zum Zeitpunkt seines Schreibens und teilweise der Düsternis der Depressionsära in England geschuldet ist. Außerdem ist es ein frühes (das zweite) Buch des Autors und lässt die Qualität späterer Werke vermissen. Nur bedingt lesenswert.

[Myatt] erinnerte sich an Coral […]; aber ihr Gesicht entzog sich ihm. Sie war blond, sie war dünn, an ihre Gesichtszüge konnte er sich jedoch nicht erinnern. Ich habe für sie getan, was ich konnte, sagte er sich; ein paar Wochen später hätten wir uns sowieso wieder Adieu gesagt. Es ist wirklich Zeit, dass ich sesshaft werde.

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