Buchtipp : Sam BOURNE, Die Wahrheit. (Rezension)

Sam BOURNE, Die Wahrheit.

USA/Virginia/Washington, DC/Thriller/

 Sam BOURNE: Die Wahrheit.
Sam BOURNE: Die Wahrheit. Wenn selbst der Präsident lügt, wem kann man noch trauen?
Maggie Costello 4  Neu 
(To kill the truth., 2019)
445 Seiten, ISBN: 978-3-404-17982-4
Köln: Lübbe, 2020
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Kann es eine Erinnerung geben, wenn es keine Geschichte gibt? Brauchen wir die Vergangenheit - und die Erinnerung an sie?
Da ist der Historiker William Keane, der in einem Prozeß in Virginia beweisen will, daß es keine Sklaverei in den USA gegeben hat. Und er daher zu Unrecht als Sklavereileugner bezeichnet wird. Alle entsprechenden Dokumenten beruhen auf Irrtum und Mißverständnis. Der Aufruhr der Demonstraten und Gegendemonstranten ist enorm, Ausschreitungen sind in jedem Fall (Freispruch/Schuldspruch) zu erwarten.
Außerdem wurde ein Historiker ermordet, der sich mit der Geschichte der Sklaverei befasst hatte. Ein Pulverfass droht zu explodieren. Die Gouverneurin von Virginia, eine Schwarze, fürchtet einen Bürgerkrieg. Sie ruft Maggie Costello zu Hilfe, die sich früher im Weißen Haus einen Ruf als Problemlöserin erworben hat. Eigentlich braucht Maggie eine Auszeit.
Dann gibt es weitere Ermordungen von bekannten Historikern. Und die sogenannten Alexandria-Bibliotheken - zehn der bedeutendsten historischen Archive der Menschheit - gehen in Flammen auf. Die Vergangenheit soll vernichtet, ausgelöscht werden. Denn dann könnte die Welt unbelastet in eine neue Zeit gehen.
Nur - was hat der 45. Präsident der USA damit zu tun? Ja, seine Präsidentschaft beruht auf Lügen, die so oft ungeniert wiederholt werden, bis sie geglaubt werden. Ja, er hat die alternativen Fakten erfunden. Aber er brennt keine Bibliotheken nieder. Er will die Vergangenheit nicht auslöschen, sondern glorifiziert sie teilweise - wenn es ihm in den Kram passt. Ein langer Abschnitt in dem Buch befasst sich sehr kompetent mit ihm und den Grundlagen seiner Politik. Aber - entgegen dem (deutschen) Untertitel des Buches - hat er nichts mit der Zerstörung zu tun. Ein interessantes, aber im Handlungsverlauf nicht relevantes Kapitel.
Sollte wohl ein Kaufanreiz sein...
Fazit: Sam BOURNE schneidet hier ein fast philosophisches Thema an: Was ist Vergangeheit? Wofür benötigen wir sie und das Wissen über sie? Natürlich gibt es nur die erwartbare Antwort: wir brauchen sie.
Leider ist der Thriller voller Flüchtigkeitsfehler und technisch mangelhaft. Wenn Handy und Computer gehackt werden, kann man sie nicht einfach weiterverwenden. Was ist das für eine Sicherheitsexpertin, die anonyme Aufträge, in ein System einzudringen, einfach ausführt?
Sie dankte Gott, dass sie für die Guten arbeitete, eine Firma, die darauf spezialisiert war, die Lücken in den Verteidigungsstrategien der Tech-Konzerne aufzudecken, sodass sie gestopft werden konnten, bevor jemand richtigen Schaden anrichtete.
Sie griff nach ihrem Telefon und schickte die vereinbarte Nachricht: »Aufgabe durchgeführt.« Erst beim Tippen fiel ihr auf, dass dieses spezielle Projekt von Anfang an über verschlüsselte Textnachrichten abgewickelt worden war. Sie hatte nie mit ihren Auftraggebern geredet, geschweige denn sie getroffen.

Wieso werden die gefährdeten Bibliotheken nicht offline gestellt, nicht entsprechend isoliert? Und was soll Maggie eigentlich tun? Nein, ein gelungener Thriller des Bestsellerautors ist das nicht!

»Lesen Sie Professor Keanes Buch. Oder lesen Sie Die nächste amerikanische Revolution. Die Positionen sind in beiden Büchern vollkommen klar. Der Hinweis ist bereits in den Titeln, Miss Costello. Er hat zu einer Revolution aufgerufen. Und wenn man es ernst meint damit, wenn man wirklich die Welt erneuern will, dann muss man beiseiteräumen, was vorher war. Um eine neue Welt zu erschaffen, muss die alte zerstört werden.«

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