Buchtipp : Ken FOLLETT, Never - Die letzte Entscheidung. (Rezension)

Ken FOLLETT, Never - Die letzte Entscheidung.

USA/Dystopie/Politthriller/

 Ken FOLLETT: Never - Die letzte Entscheidung.
Ken FOLLETT: Never - Die letzte Entscheidung.
(Never., 2021)
876 Seiten, ISBN: 978-3-7857-2777-5
Köln: Lübbe, 2021
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Politiker sind wie Kinder in der Sandkiste. Was du hast, will ich haben.
Abdul John Haddad ist ein aus dem Libanon stammender 25jähriger Amerikaner, der für die CIA arbeitet. Er soll einen Drogentransport verfolgen, eine Finanzquelle des Islamischen Staates. Und er soll einen der wichtigen Rebellenführer finden.
In einer Oase wird die Fracht in einen Bus umgeladen, der auch Migranten nach Lybien bringen soll. Abdul gibt vor, ebenfalls auswandern zu wollen, und trifft dabei auf die Witwe Khia mit ihrem zweijährigen Sohn, die sich auf den Weg nach Frankreich machen will. Denn der Tschadsee, an dem sie wohnt, trocknet aus. Und es gibt keine Zukunft für sie.
Tamara, eine CIA-Agentin in N'Djamena, ist die Kontaktperson für Abdul. Gemeinsam mit Tab, einem Agenten des französischen Geheimdienstes, soll sie Abdul unterstützen.
Chang Kai, Vizedirektor des chinesischen Inlandsgeheimdienstes, ist ein Prinzling. Sein Vater war ein Gefährte von Mao und ist Vizechef des Sicherheitskommitees. Aber er ist auch ein starrer Kommunist, der die Partei über alles stellt. Kai soll den widerspenstigen Großen Führer Nordkoreas auf Linie bringen, will es aber nicht mit Gewalt tun. Das mißfällt den Hardlinern. Es kommt zu einer Militärrevolte in Nordkorea, und die chinesische Führung ist uneins über die angemessene Reaktion.
Pauline Green, die amerikanische Präsidentin, versucht, die entstehenden Probleme zwischen China, Nord- und Südkorea zu entschärfen. Aber auf dem Verhandlungsweg gelingt ihr das immer weniger, und die Gewaltspiralle beginnt sich zu drehen. Außerdem hat sie Probleme mit ihrer Tochter, und ihre Ehe droht zu scheitern.
Der äußerst spannende Polithriller hat vier Handlungsebenen, wobei der Konflikt USA-China wirklich bedrohlich ist. Die Hardliner in Peking wollen Stärke demonstrieren, und darauf muß Amerika mit ebensolcher Stärke antworten. Und ohne es wirklich zu wollen treiben sie, wie im ersten Weltkrieg, immer mehr auf einen Krieg zu.
Fazit: Ken FOLLETT schildert eindrücklich, wie eine eigentlich bedeutungslose Situation eskalieren kann. Und wie diejenigen, die es verhindern wollen, von denen verdrängt werden, die unbedingt Härte zeigen wollen und dabei auch den eigenen Untergang in Kauf nehmen. Auch wenn wir tot sind, so haben wir doch recht gehabt. Follett jongliert geschickt zwischen Spannung, Bedrohung und Alltag, wenn er auch etwas zu viele Nebengeschichten bringt. Gelegentlich ziehen sich die 876 Seiten doch ein wenig.
NB: Das Buch entstand wohl aus der Perspektive der Probleme mit China, die zu seiner Entstehungzeit sehr gegenwärtig waren. 2022 läge der Fokus wohl eher auf Russland, das mit seinem Einmarsch in die Ukraine tatsächlich so ein Bedrohungsszenario entwickelt hat. Da stellt sich natürlich die Frage, ob das ein Hineintaumeln in einen Krieg wird.

»Und mit diesem Telefon können Sie nur eine einzige Nummer anrufen: das Oberkommando im Pentagon. Von dort wird man Ihre Befehle an die Abschussanlagen, Atom-U-Boote, Bomberstützpunkte und an die Kommandeure vor Ort weitergeben.«
»Danke, Major«, sagte Pauline. Sie ging wieder nach oben. Jetzt konnte sie endlich ins Bett. Sie zog sich aus und schlüpfte unter die Decke. Sie lag mit geschlossenen Augen da, doch vor ihrem geistigen Auge sah sie noch immer den Atomkoffer. Was sich wirklich darin befand, war das Ende der Welt.

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