
Tommy Bergmann 2
(Helvete åpent., 2015)
415 Seiten, ISBN: 978-3-471-35149-9
München: List Verlag, 2017
Bewertung

Rezension
Die Untiefen der menschlichen Psyche.
Tommy Bergmann ist ein junger Streifenpolizist, als er zur Leiche eines brutal ermordeten jungen Mädchens gerufen wird. Es folgen fünf weitere, ebenso brutal ermordete Mädchen. Bergmann wird Kommissar, und es gelingt ihm, den Mörder zu fassen. Dieser gesteht die Morde, vor allem den ersten, Kristiane Thorstensen. Der Täter, Anders Rask, sitzt für 20 Jahre in der Geschlossenen Psychiatrie.
16 Jahre später wird Bergmann zu einer Gewalttat gerufen, die den früheren Morden sehr ähnlich ist. Das Opfer, wieder ein junges Mädchen, hat überlebt. Wahrscheinlich wurde der Täter gestört. Aber es ist sehr ungewiss, ob sie am Leben bleiben wird. Alles deutet auf Rask als Täter hin, aber das ist unmöglich.
Rask widerruft sein Geständnis und beantragt die Wiederaufnahme seines Verfahrens. Er will nicht der Mörder von Kristiane sein, damals sei nachlässig ermittelt worden. Und tatsächlich lässt sich seine Schuld nicht einwandfrei belegen. Bergmann muß sich fragen, ob er damals den Falschen verhaftet hat, der wirkliche Täter noch in Freiheit ist und jetzt wieder zugeschlagen hat. Aber warum?
Fazit: Gard SVEEN führt in seinem zweiten Kriminalroman in die Tiefen der menschlichen Psyche. Da ist Anders Rask, der vielleicht unschuldig, aber auf jeden Fall ein extrem gefährlicher Psychopath ist. Da ist Kristianes Mutter, die den Verlust ihrer Tochter niemals verarbeiten konnte. Und da ist Tommy Bergmann selbst, der zu Gewalt neigt und immer mehr erkennt, daß er über sich und seine Herkunft eigentlich nichts weiß und sich auch nicht an seine Jugend erinnern kann.
"Er wusste nichts über sich. Er war neununddreißig Jahre alt und hatte nicht den Funken einer Ahnung, wer er wirklich war."
Das Buch ist unheimlich abgründig.
Er rieb sich fest über das Gesicht, eine beinahe zwanghafte, frenetische Bewegung. Dann ließ er seinen Blick noch einmal über die am Tisch versammelten Leute schweifen. Ernste, aufgesetzte, pathetische Mienen. Menschen, die in ihre eigene Karriere verliebt waren. Manchmal dachte er, dass diesen Leuten die Opfer, die ermordet, vergewaltigt, misshandelt worden waren, nichts bedeuteten, dass sie auf ihnen herumtrampelten, während sie die Karriereleiter nach oben kletterten.