
Bogart Bull 1
(Den syvende demonen., 2016)
334 S., ISBN: 978-3-426-30604-8
München: Droemer Knaur, 2017
Bewertung

Rezension
Die Wunden des Krieges verheilen nie.
Axel Krogh, ein schwerreicher norwegischer Unternehmer und Kunstsammler, wird in seiner Villa an der südfranzösischen Côte d'Azur brutal ermordet. Kroghs Gäste - seine Tochter mit ihrem Mann, sein Geschäftsführer mit seiner Frau, habe ein wasserdichtes Alibi - sie waren gemeinsam in einem Restaurant. Zu feheln scheint nur ein Gemälde von Edvard Munch, das einen Dämonen zeigt.
Bogart Bull, Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei, ist schwer traumatisiert. Er hat bei einem Unfall Frau und Tochter verloren. Aber eigentlich war der Unfall ein geplanter Mord, Rache eines psychisch gestörten Verbrechers, den Bull ins Gefängnis gebracht hatte. Bull droht zum Alkoholiker zu werden, bis es seinem Vater gelingt, ihn wieder auf Spur zu bringen. Bulls Chefin versetzt ihn zu Europol, damit er Abstand zu Oslos Verbrechen gewinnen kann.
Daher wird Bull an die Côte d'Azur geschickt, um die französische Polizei bei der Aufklärung des Mordes zu unterstützen. Aber die einzige Spur ist das gestohlene Gemälde, über das der Leser in Rückblenden bald mehr erfährt. Und eine zeitlich verschobene Parallelhandlung führt uns in das besetzte Frankreich, zu Widerstandskämpfern, die 1943 eine Brücke sprengen. Aber was hat das mit Krogh und seiner Ermordung zu tun?
Fazit:Øistein BORGE lässt in seinem Debutkrimi die Handlung auf mehreren Zeitebenen parallel laufen, ohne daß man als Leser/in einen Zusammenhang erkennen kann. Das gibt dem Roman die Spannung, die mit der Aufklärung des Mordes allein nicht erreicht werden kann: hier passiert einfach nichts. Und wie in dem Krimi Der letzte Pilger von Gard Sveen, dem er in vielem ähnlich ist, spielt auch hier die belastende Kriegsvergangenheit Norwegens eine wesentliche Rolle. Die Wunden sind noch nicht verheilt.
Am Ende der Strecke bremst der Fahrer ab und hält an einer Bushaltestelle an. Er lässt ein in Richtung Oslo fahrendes Motorrad passieren, und nachdem er in den Seitenspiegel geblickt hat, wendet er den Wagen. Wieder liegt die Ebene vor ihm. Er beachtet weder den wolkenlosen Himmel noch die bleiche Herbstsonne, welche die umliegenden Äcker erhellt. Er hat nur Augen für den winzigen gelben Fleck am anderen Ende der Ebene. Ein paar Mal holt er tief Luft, dann drückt er das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Die Tachonadel bewegt sich über die 100 hinaus. Sein Herz hämmert wild unter dem Kapuzenpullover. Er spürt den Zweifel, den er schon erwartet hatte, weshalb er vier 20-Milligramm-Ritalin-Kapseln geschluckt hat, bevor er aus Oslo weggefahren ist, und jetzt ist er der Sendbote der Gerechtigkeit.