
(Fateful choices., 2007)
729 S., ISBN: 978-3-570-55120-2
München: Pantheon, 2010
Bewertung

Rezension
War der Zweite Weltkrieg unvermeidlich? Wurden 1940/41 bereits die entscheidenen Schritte für Sieg und Niederlage gelegt? Welche Spielraum hatten die Entscheider?
Zehn Entscheidungen werden hier thematisiert, die schließlich zur Niederlage Deutschlands und Japans, der Achsenmächte, führten:
- der Entschluss Großbrintaniens, als ein zige europäische Macht weiterzukämpfen,
- die Entscheidung Hitlers, die Sowjetunion anzugreifen,
- die Maßnahmen des zögerlichen Roosevelt, gegen den Willen der Bevölkerung Großbritannien zu unterstützen und in den Krieg einzutreten,
- die Entscheidung Stalins für den Großen Vaterländischen Krieg,
- die Kriegserklärung Hitlers an die USA,
- der Überfall Japans auf Pearl Harbour und die Entscheidung für den Krieg im Pazifik.
Die Entscheider waren Churchill als Vorsitzender des britischen Kriegskabinets, Roosevelt als Präsident der USA, Hitler als Führer des Deutschen Reichs und Stalin als Herrscher der Sowjetunion. In Japan war es ein kriegslüsternes Kollektiv, während Mussolini Macht und Eigenständigkeit zeigen wollte.
Waren die jeweiligen Entscheidungen alternativlos (wie die deutsche Kanzlerin des 21. Jahrhunderts, Angela Merkel, ihre Entscheidungen gerne bezeichnete)? Oder hätte anders entscheiden werden können - und damit der Verlauf der Geschichte eine andere Richtung bekommen können?
Vor allem Hitler hat mit seinen von Ideologie getriebenen Entscheidungen - das britische Expeditionskorps in Dünkirchen nicht zu vernichten, die Sowjetunion anzugreifen und den USA den Krieg zu erklären - den Ausgang des 2. Weltkriegs maßgeblich bestimmt. Denn die Entscheidungen der Anderen waren vor allem eine Reaktion darauf.
Fazit: Ian KERSHAW arbeitet die Grundlagen der jeweiligen Entscheidungen sehr deutlich heraus, thematisiert aber auch, ob andere Entscheidungen möglich gewesen wären. Ja, es hätte sie durchaus gegeben. Aber die Akteure glaubten und dachten anders - und sie kannten ja nicht die Folgen. Absolut empfehlenswert angesichts des Kriegsendes vor 80 Jahren!
Diese Männer waren um die Entscheidungen, die sie zwischen Mai 1940 und Dezember 1941 zu treffen hatten, nicht zu beneiden. In jedem Fall stand enorm viel auf dem Spiel. Was der Nachwelt als unausweichlicher Kurs erscheint, sah damals ganz anders aus. Die schicksalhaften Entscheidungen, welche die Führer Deutschlands, der Sowjetunion, Italiens, Japans, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten in jenen neunzehn Monaten trafen, veränderten die Welt.
Der weltweite Krieg dauerte nach den hier untersuchten Ereignissen noch fast vier Jahre. Die Verluste in den militärischen Kämpfen und durch den Genozid erreichten ein enormes Ausmaß. Zwei Jahre lang, von Sommer 1940 bis zum Herbst 1942, war der Ausgang des Krieges keineswegs sicher.