
(Conclave., 2016)
351 S., ISBN: 978-3-453-27072-5
München: Heyne, 2016
Bewertung

Rezension
Der Pabst ist tot. Nicht überraschend und einfach entschlafen.
Kardinal Lomeli, der Dekan des Heiligen Kollegiums (Kardinaldekan), hat die Aufgabe, das Konklave zu organisieren und zu leiten. 117 Kardinäle sind wahlberechtigt und treffen im Vatikan ein und bilden Gruppen:
- Joshua Adeyemi, Afrikaner, ist die Hoffnung auf den ersten schwarzen Papst;
- Joseph Tremblay, Vorsitzender der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, ist die Hoffnung der Dritten Welt;
- Aldo Bellini, Kardinalstaatssekretär, repräsentiert die Modernisten;
- Goffredo Tedesco, Patriarch von Venedig, ist der Vertreter der Traditionalisten.
Vor der Schließung der Tore kommt noch ein Kardinal hinzu: Benitez, Bischof von Bagdad, den der Pabst kurz vor seinem Tod in pectore (im Geheimen) zum Kardinal ernannt hatte. Damit sind es 118.
In einem archaischen und mühsamen Wahlprozess versucht jeder, die 2/3-Mehrheit von 79 Stimmen zu erlangen. Es gibt Allianzen und Intrigen, und der Prozeß läuft trotz aller Gebete sehr weltlich ab, Posten werden im Vorab angeboten. Kardinäle sind auch nur Menschen, wenn auch mit einer roten Kappe.
Fazit: Robert HARRIS gelingt es, einen spannenden Einblick in die verschlossene Welt der Pabstwahl und des Konklaves zu geben. Der hier verstorbene Pabst trägt Züge von Pabst Franziskus und wird indirekt für seine zur Schau getragene Armut kritisiert.
Nirgends etwas Persönliches. ... Der Heilige Vater hatte hier als Kardinal gewohnt, bevor ihn das Konklave zum Papst gewählt hatte, und war einfach geblieben. Ein Blick in die luxuriöse Wohnung samt Bibliothek und Privatkapelle, die ihm im Apostolischen Palast zugestanden hätte, hatte genügt, dass er auf dem Absatz kehrtmachte. Sein Krieg gegen die alte Garde des Vatikans hatte genau da begonnen, bei diesem Thema, an seinem ersten Tag.
Während Lomeli sang, bedankte er sich bei Gott. In dieser Stunde der drängenden Prüfung, in dieser seltsamen, wenig erhebenden Umgebung aus nüchternem Kopfsteinpflaster und nacktem Ziegel konnte er schließlich spüren, dass der Heilige Geist sie ergriffen hatte. Zum ersten Mal fühlte er sich im Einklang mit dem Ausgang der Wahl. Sollte das Schicksal ihn auserwählen, er wäre einverstanden! Vater.; wenn Du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern Dein Wille soll geschehen.