Buchtipp : John STEINBECK, Früchte des Zorns. (Rezension)

John STEINBECK, Früchte des Zorns.

USA/Kalifornien/John Steinbeck/Roman/

 John STEINBECK: Früchte des Zorns.
John STEINBECK: Früchte des Zorns.
(The grapes of wrath., 1939)
533 S., ISBN: 978-3-423-10474-6
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2014
Bewertung
Bewertung: 5 Sterne

Rezension

Die große amerikanische Depression.
Die Joads sind Farmer in Oklahoma. Durch die Bodenerosion sinken ihre Erträge, sie müssen Kredite bei der Bank aufnehmen, und schließlich fällt ihr Land an die Bank. Diese wandelt die bisher von Kleinbauern und Pächtern betriebenen Felder in eine Agrarindustrie um. Riesige Felder entstehen, die von einem Mann mit einem Traktor bearbeitet werden. Die Joads und Huntertausend weitere Farmer müssen ihr Land verlassen und machen sich auf nach Kalifornien, wo es Arbeit geben soll.
Tom Joad wurde gerade rechtzeitig aus dem Gefängnis entlassen, um seine Familie - Eltern, Großeltern, zwei Brüder und zwei Schwestern - nach Kalifornien zu begleiten, auf einem improvisierten Lastwagen, auf dem sie alle kaum Platz haben. Und sie haben auch fast kein Geld. Ihre Fahrt ist elend, aber sie lernen, auf und mit der Straße zu leben, Plätze zum Übernachten zu finden und der Polizei auszuweichen. Und unzählige andere sind mit ihnen unterwegs.
Als sie es schließlich nach Kalifornien geschafft haben, müssen sie feststellen, daß sie nicht willkommen sind. Obwohl Amerikaner wie alle werden sie wie Fremde behandelt und Okies genannt. Arbeit gibt es fast keine, und wenn, dann zu miserablen Bedingungen und elend bezahlt. Denn auch hier gibt es Großgrundbesitz, herrschen die Banken, die die Löhne drücken, um den Gewinn zu steigern. Alle Versuche, sich zu organisieren und gemeinsam gegen die Ausbeutung zu kämpfen, werden brutal unterdrückt. Vom Staat ist keine Hilfe zu erwarten, aber auch die Vertriebenen wehren sich gegen die Wohlfahrt. Denn anständige Menschen arbeiten für ihr Geld. Und so wie das Land immer mehr zerfällt, die Kalifornier die anderen Amerikaner ausgrenzen und zurückschicken wollen, zerfällt auch die Familie Joad, bis zuletzt von der Mutter zusammengehalten. Und eigentlich gibt es keine Hoffnung, keinen Lichtschimmer am Horizont.
Fazit: John Steinbeck ist für diesen epochalen Roman angefeindet und verleumdet worden. Denn er beschreibt ein Amerika, das so überhaupt nicht in das offizielle Bild passen will: Nicht die Jungen und Erfolgreichen formen die herrliche Zukunft Amerikas, sondern die Elenden und Ausgestoßenen ziehen durch das Land, in dem sie wie Fremde behandelt werden und nichts mehr vom Glanz zu sehen ist. Während Politiker und Bischöfe das Buch heftig kritisierten und seine Wahrhaftigkeit bestritten - in Kalifornien war es zeitweise verboten - , erhielt Steinbeck auch viel Anerkennung und Unterstützung für seinen schonungslosen Bericht und 1940 der Pullitzer-Preis. Im selben Jahr wurde das Buch von John Ford mit Henry Fonda in der Hauptrolle verfilmt und erhielt zwei Oscars.
Es ist ein zutiefst beeindruckendes und verstörendes Buch über ein Amerika, das man sich so nie vorgestellt hat.

Mutter versuchte zurückzuschauen, aber die hohe Wagenladung versperrte ihr die Sicht. So wandte sie den Kopf wieder um und blickte gradeaus auf die staubige Straße. Und eine große Mattigkeit war in ihren Augen.
Die anderen, die oben auf der Wagenladung saßen, blickten zurück. Sie sahen das Haus und den Schuppen und eine kleine Rauchwolke, die noch aus dem Schornstein stieg. Sie sahen, wie die Fenster rot wurden von der aufgehenden Sonne. Sie sahen Muley einsam im Hof stehen und ihnen nachschauen. Und dann kam die Anhöhe dazwischen, und sie sahen nichts mehr. Baumwollfelder säumten den Weg. Und der Lastwagen kroch langsam durch den Staub auf die große Straße zu nach Westen.

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