Buchtipp : Christiane FUX, Das letzte Geleit. (Rezension)

Christiane FUX, Das letzte Geleit.

Hamburg/Krimi/

 Christiane FUX: Das letzte Geleit.
Christiane FUX: Das letzte Geleit.
Bestatter Theo Matthies 1
301 S., ISBN: 978-3-492-27396-1
München: Piper, 2012
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Frauen sollten nicht über Männer schreiben.
Theo Matthies ist Bestatter in Hamburg-Wilhelmsburg. Ursprünglich war er Arzt, aber nach dem Tod seiner Frau hat er den Beruf aufgegeben und das familieneigene Bestattungsunternehmen übernommen. Nun liegt die 84-jährige Anna Florin auf seinem Tisch, am Elbstrand beim Leuchtturm erfroren. Die Obduktion hat nichts ergeben, aber Theo findet einen Einstich neben dem Ohr, der ihm verdächtig vorkommt. Als auch eine zweite Obduktion keine Spuren liefert, beschließt er, selbst Nachforschungen anzustellen.
Kurz vor ihrem Tod hatte Anna Informationen über Jonathan Bergman gesammelt, einem nach Amerika ausgewanderten deutschen Hirnspezialisten. Sie glaubt, in dem inzwischen 93-jährigen eine Person aus der Zeit Nazideutschlands wiederzuerkennen. Sie arbeitete damals als Hilfsschwester in einem Heim für schwerstbehinderte Kinder, die im Rahmen des Nazi-Euthanasieprogramms getötet wurden. Der sich nun Bergman nennende Mann hatte dort als Arzt Experimente am Gehirn durchgeführt - und war bei einem Bombenangriff getötet worden.
Aber er hatte bloß die Identität gewechselt und sich in der Bombennacht abgesetzt, da er die Niederlage Deutschlands voraussah. Allerdings ist ihm nichts nachzuweisen.
Fazit: Der Erstling von Christiane Fux stolpert im ersten Drittel daher und kommt nur schwer in Fahrt, Viele Beschreibungen fallen zu genau aus und erwecken den Eindruck, nur der Erhöhung der Seitenzahl zu dienen. Die Charakterisierung und Beschreibung der Männer, insbesondere von Theo, ist oft klischeehaft und zu weiblich gedacht.
Leider kann sie auch diesem schrecklichen Kapitel der deutschen Geschichte, der Euthanasie, keine neuen Aspekte abgewinnen. Ihre Haltung zu den Experimenten mit behinderten Menschen ist etwas ambivalent, denn sie erzählt auch von einem Fall, einem Jungen mit einem Wasserkopf, der durch eine experimentelle Operation gerettet wurde und zu einer mathematischen Koryphäe heranwuchs. Das Gute im Bösen?

»Wahrhaft frei im Geiste ist doch nur, wer frei von allen moralischen Zwängen ist.« Er lächelte zufrieden. »Aber um noch einmal auf Hitler zurückzukommen: Der war zwar ein Irrer, aber in einem Punkt hatte er recht.« Er wischte sich den Mund mit einer weißen Serviette ab und legte sie sorgsam gefaltet neben den Teller. »In einer gesunden Gesellschaft müssen die Starken die Schwachen beherrschen. Diese ganze Idee von der überlegenen arischen Rasse ist natürlich Unfug. Ich habe mit Schwarzen, Juden und Arabern zusammengearbeitet, die brillante Köpfe waren. Nein, die wirklichen Herrenmenschen sind die, die sich nicht von ihren Emotionen leiten lassen.«

weitere Bücher zu
Hamburg
Krimi
Bücher von Christiane FUX

Top