Buchtipp : Chris TVEDT, Auf eigene Gefahr. (Rezension)

Chris TVEDT, Auf eigene Gefahr.

Norwegen/Krimi/

 Chris TVEDT: Auf eigene Gefahr.
Chris TVEDT: Auf eigene Gefahr. Ein Fall für Mikael Brenne.
(Fare for gjentakelse., 2007)
378 S, ISBN: 978-3-426-50076-7
München: Knaur TB-Verlag, 2010
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Anwälte sind keine Privatdetektive und Ermittler.
Rechtsanwalt Mikael Brenne übernimmt widerwillig die Verteidigung von Alvin Mo, der beschuldigt wird, das 14-jährige Mädchen Maja brutal vergewaltigt und ermordet zu haben. Mo ist bereits einschlägig wegen Vergewaltigung verurteilt, und er ist Brenne absolut unsympathisch. Aber er fühlt sich seinem Berufsethos verpflichtet und versucht sein Bestes.
Zunächst sieht es für Mo gar nicht gut aus, er war zur Tatzeit am Tatort, gibt zu, mit dem Mädchen gesprochen zu haben. Dann allerdings ist er von keinem der Zeugen mehr gesehen worden. Doch in den letzten Verhandlungstagen taucht plötzlich eine Zeugin auf, Nina Hagen, die seine Angaben bestätigt, wo er sich zum Tatzeitpunkt aufgehalten hat. Mo wird freigesprochen, und bevor er den Gerichtssaal verläßt, flüstert er dem Vater der Ermordeten zu: "Weißt du, was Maha für ein Geräusch gemacht hat, als ich das Messer in sie gestoßen habe? Sie hörte sich an wie ein kleines Katzenbaby."
Brenne wird daraufhin von Majas Vater verfolgt und bedroht. Aber er spürt auch selbst das Verlagen, Mo vielleicht doch noch überführen zu können. Der Schlüssel ist Nina Hagen. Bald schon findet Brenne heraus, daß sie zwei Gesichter hat und als Kind möglicherweise den tödlichen Unfall ihrer Eltern herbeigeführt hat.
Dann wird Mo ermordet aufgefunden, und natürlich wird Majas Vater verdächtigt und angeklagt. Brenne übernimmt seine Verteidigung, glaubt aber, selbst Nina Hagen angestiftet zu haben. Aber er ist kein Ermittler, und alle seine Versuche, ihr etwas nachzuweisen, scheitern kläglich. Gleichzeitig bringt er sich in unmögliche Situationen und schließlich selbst in höchste Gefahr.
Fazit: das Buch von Chris Tvedt, der selbst Anwalt war, ist gut und spannend zu lesen. Leider leidet es unter ein paar Ungereimtheiten und Ungenauigkeiten. Am besten gelingen ihm die Gerichtsszenen, wobei die Situation mit der plötzlich auftauchenden Entlastungszeugin sehr an den Film "Die Zeugin der Anklage" von Billy Wilder (1957) erinnert. Aber der Fall hier ist ein viel brutalerer und nimmt einen anderen Verlauf.

"Und die Kinder?"
"Die kamen gleich darauf angelaufen. Waren wohl vom Knall aufgewacht. Es war aber auch wirklich laut. Sie kamen in ihren Nachthemden angerannt, Gustav schrie und fuchtelte wild mit den Armen. Er versuchte sogar, in das Wrack zu kriechen. Wir mussten ihn festhalten, der Lastwagenfahrer und ich. Das Mädchen, Nina, stand einfach nur in ihrem dünnen Nachthemd da, den Daumen wie ein Säugling im Mund." [...]
Das war das endgültige Urteil über die Familie Hagen. Schlechtes Blut. Abschaum. Sie waren, was sie waren, und die Nachbarn kümmerten sich um ihr eigenes Bier. Ich fragte mich, wie viele Kinder in der norwegischen Provinz aus den gleichen Gründen untergingen.

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