Buchtipp : Markus STROMIEDEL, Die Kuppel. (Rezension)

Markus STROMIEDEL, Die Kuppel.

Mecklenburg-Vorpommern/Thriller/

 Markus STROMIEDEL: Die Kuppel.
Markus STROMIEDEL: Die Kuppel.
397 S, ISBN: 978-3-426-19827-8
München: Droemer Knaur, 2012
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Alle wollen alt werden, aber alt sein will keiner. Denn: was machen wir mit den Alten?
Vincent Höfler ist Militärpolizist in einer EU des Jahres 2035. Diese ist zu einem Überwachungsstaat mit Resten der Demokratie geworden. Der Klimawandel zeigt erste Auswirkungen, in den Städten verkehren überwiegend Elektroautos. Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sind kaum noch in Verwendung, da die Spritpreise zu hoch sind. Auf den Autobahnen gibt es kaum noch Verkehr, die Landstraßen verfallen.
Die Ferienorte an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern werden zu Geisterstädten. Denn die Ostsee ist vom Öl verseucht. Hierher wird Vincent beordert, um gemeinsam mit der lokalen Polizei ein Tötungsdelikt aufzuklären. Ein alter Mann scheint am Zaun eines riesigen Militärgeländes erfroren zu sein.
Er war nackt, und Vincent stellt sich die Frage, was er dort wollte. Denn der Stützpunkt, ein ehemaliger Fliegerhorst, scheint weitgehend aufgegeben zu sein und wird eigentlich nur noch bewacht.
Anna, Ärztin in einem nahe gelegenen Ort, hat den Toten untersucht und Unstimmigkeiten festgestellt. Doch eine Obduktion wird verweigert, und am nächsten Tag ist die Leiche verschwunden. Der stets betrunkene örtliche Kriminalbeamte ist auch keine Hilfe.
So ermitteln Vincent und Anna gemeinsam auf eigene Faust und geraten bald in ernste Schwierigkeiten. In der Nähe gibt es auch eine Seniorenresidenz, die die Vorlage für weitere geplante, ähnliche Einrichtungen ist. Vincent gelingt es, die Anlage zu besichtigen, und er glaubt auch, hinter die Kulissen geblickt zu haben. Gleichzeitig such er seinen Vater, der in seiner Jugend ein Globalisierungsgegner war, aber nun in die Seniorenresidenz eingezogen ist. Er stand auf einer Prioritätsliste des EU-Präsidenten. Vincent vermutet, daß er aus dem Verkehr gezogen wurde, und will ihn retten.
Kriegerische Auseinandersetzungen in Afrika, Folgen der Erderwärmung, scharfe soziale Gegensätze, vor allem in den Städten, der Zerstörung der Ostsee und die Problematik einer überalterten Gesellschaft sind ein etwas zu großes Themenspektrum, das der Autor hier zu bewältigen versucht. Das gelingt ihm zwar recht gut, aber es gibt doch einige Ungereimtheiten und logische Brüche.
Und vor allem geht es um die Frage, was Freiheit für den Einzelnen bedeutet: ist ein selbstbestimmtes Leben eine unverzichtbare Konstante? Oder genügt ein gutes Leben in der Illusion von Freiheit? - Freedom is just another word for nothing left to loose, heißt es bei Janis Joplin's Me and Bobby McGee.
Fazit: Es ist ein etwas zu großes Thema, das Markus Stromiedel hier zu verhandeln versucht. Aber größtenteils ist ihm ein konsistenter und spannender Roman über eine bedrückende Zukunft gelungen. Das Ende ist eine große Überraschung und doch humaner, als man es von dem System erwartet hätte.

Auf dem Weg nach Laage - ich schlitterte über Landstraßen, um die Mautstelle an der Autobahn zu umgehen - sann ich darüner nach, wie schwer es geworden war, einfach abzutauchen. Ich schnallte meinen Tagger ab und warf ihn auf den Beifahrersitz. Wie leicht war man mit diesem unscheinbaren Ding am Arm, das das Leben so wunderbar erleichterte, zu kontrollieren! Nichts ging mehr ohne Tagger, kein Einkauf, kein Arztbesuch, kein E-Kontakt mit seinen vielfältigen Facetten - das gesamte Leben floss in diesem kleinen Gerät zusammen, und das auf so bestechend einfache Weise, dass sich manche einen Taggerchip direkt in den Arm einpflanzen ließen und nur noch die Bildschirmfolie bei sich trugen oder sich in die überall montierten öffentlichen Monitore einbuchten. ... Dass all die Daten, die die Tagger übermittelten, über einen zentralen Server liefen, daran dachte kaum jemand. Wer an dieser Schnitstelle saß ... der wusste alles. Mir war das bisher nie wichtig vorgekommen, ich hatte nichts zu verbergen.

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