Buchtipp : André KERTÉSZ, André Kertész in Paris. (Rezension)

André KERTÉSZ, André Kertész in Paris.

Andrè Kertesz/Fotografie/Monografie/

 André KERTÉSZ: André Kertész in Paris.
André KERTÉSZ: André Kertész in Paris. Photographien 1925 - 1936.
(Andr, 1990)
191 S, ISBN: 3-88814-473-6
München-Paris-London: Schirmer-Mosel, 1992
Bewertung
Bewertung: 5 Sterne

Rezension

Im relativ ausführlichen Textteil des Bildbandes geht Pierre Bonhomme ("Wechselseitige Zuwendung") auf die Frage des Unterschiedes zwischen den freien Arbeiten Kertész' und seinen Auftragsarbeiten und meint, der Unterschied liege vor allem Im Gebrauch.
Isabelle James ("Lebenslinien") widmet sich Kertész' Leben nach Paris, vor allem seinem Aufenthalt in New York ab 1936 und seiner zahlreichen Reisen nach Europa und vior allem Paris ab 1963.
Sandra Philips, Konservatorin am San Francisco Mueseum of Modern Art, geht in ihrem ersten Beitrag ("André Kertész, ein Tourist in Paris") auf seine fotografische Erschließung und Eroberung der Stadt ein, auf die Sichtweise, die er auf sie entwickelt. Aber auch seine Lebensumstände und Beziehungen zur - vorwiegend ungarischen - Künstlerszene werden thematisiert.
In ihrem zweiten Artikel ("Kertész und die Presse") geht sie ausführlich auf die Zeitschriften ein, für die Kertész arbeitete, und beschreibt ihre Bedeutung für die sich entwickelnde Fotografie und die Herausbildung des Fotojournalismus. Zeitschriften und Illustrierte in Frankreich und in Deutschland spielen dabei die wesentliche Rolle.
Jean-Claude Lemagny behandelt in seinem Beitrag ("Kertész - Der Meister der Grautöne") die besondere Kunst von Kertész, die Realität fotografisch einzufangen, ohne ihr seinen Stempel aufzudrücken oder sie zu personalisieren, und diese Realität in Grautöne umzusetzen.
Der Artikel von Michel Frizot ("Kertész, der Gärtner") befasst sich mit dem in den 20er Jahren aufkommenden neuen Geist, dem "Esprit Nouveau", mit dem die Situation des Fotografen und seine Stellung gegenüber Malern, Dichtern, Bildhauern und Schriftstellern eine neue Legitimation erfährt. Hier findet die Fotografie zum ersten Mal ein offenes Ventil und eine Anerkennung ihrer Offenheit.

Die 138 Abbildungen sind in sechs Gruppen zusammengefasst:
1. "Die ungarischen Freunde" - Porträts von Lajos Tihanyi, Noémie Ferenczy, Ilka und Eva Révai, Mihály Károlyi, József Csáky u.a.
2. "Künstler und Ateliers" - Aufnahmen von Marc und Bella Chagall, Piet Mondrian, Ossip Zadkine u.a. in ihren Ateliers
3. "Au Sacre du Printemps" - Fotos der Ausstellung in der Pariser Gallerie
4. "Die internationalen Photo-Ausstellungen 1927-1936" - Arbeiten, die Kertész selbst als charakteristisch und repräsentativ ansah und den Kuratoren für Ausstellungen zur Verfügung stellte, darunter etwa Hände und Brille, Die Gabel, Der Schatten des Eiffelturms u.a.
5. "Distorsionen" - die Serie entstand in Zusammenhang mit einem Auftrag des Magazins Le Sourire. "Das Photographieren mit Spiegeln bewirkt diesen Zug ins Groteske: es läßt durch Verzerrung Design entstehen." (Photography Nr. 46, Juni 1936)
6. "Paris 1925-1936" - viele der bekannten Paris-Aufnahmen von Kertész wie etwa "Der Pont des Arts", "Der Eiffelturm", "Die Champs-Elysées", "Place du Carrousel", "Meudon" u.a.

Ergänzt wird der Band durch eine kurze Biografie, Bibliografie und ein Ausstellungsverzeichnis (1925-1987).

Fazit: Neben den interessanten Textbeiträgen eine umfassende Darstellung des Werks von Kertész aus seiner Pariser Zeit.

Zwei Werke von Kertész markieren zugleich die Pole und das Zentrum seiner Kunst - es sind seine bekanntesten, vielleicht auch die einzigen, in denen ihr Autor einem sichtbaren Effekt zugestimmt hat: La fourchette [Die Gabel], Paris 1928, und Le balcon à la Martinique, 1. Januar 1972. In beiden ist Kertész bis zum Äußersten gegangen und hat so die Bandbreite seiner Kunst abgesteckt. (Jean-Claude Lemagny, S. 33)

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