Buchtipp : Jean HOUGRON, Es begann in Saigon. (Rezension)

Jean HOUGRON, Es begann in Saigon.

Vietnam/Roman/

 Jean HOUGRON: Es begann in Saigon.
Jean HOUGRON: Es begann in Saigon.
(Mort en fraude (La Nuit indochinoise, IV)., 1953)
272 S., ISBN:
Wien usw.: Zsolnay, 1955
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Der Roman ist einen Parabel über die französische Kolonialisierung Indochinas. Der junge Franzose Horcier ist der gute Kolonisator, der selbstlos und ohne eigene Interessen die Bauern des Dorfes Vinh-Bao (die hier die Vietnamesen repräsentieren) anleitet. Denn diese sind schicksalsergeben und passiv. Horcier reisst sie mit Hilfe des Dorfältesten aus dieser Passivität, bringt ihnen Medikamente gegen die Malaria und ermutigt sie, die Reispflanzung wieder aufzunehmen. Der Vietminh hingegen ist das Böse, er bedroht die Bauern, nimmt ihnen den Großteil der Ernte weg und rekrutiert die jungen Männer für die Armee.
Horcier will sich dem mit den Vietnamesen entgegenstellen. Es gelingt ihm, durch Preisgabe versteckter Waffenlager der Vietmihn, die französischen Militärs zur Befreiung von Vinh-Bao zu veranlassen.
Horcier bemerkt bald, daß es nicht nur gute Weiße und böse Vietnamesen gibt, sondern auch umgekehrt, und viele Grautöne dazwischen. Und bei der Wiederbegegnung mit anderen Franzosen stellt er fest, wie fremd sie ihm geworden sind.
Fazit: Ein interessant zu lesender Roman aus einer (Gedanken-)Welt, die längst versunken ist.

Er dachte an all die Weißen, denen er seit seiner Ankunft in diesem Lande begegnet war. Und zwar dachte er an sie wie an Fremde, wie an Angehörige einer Rasse, die nicht die seine war. Drüben in Vinh-Bao hatten die Bauern eine gewisse Vorstellung des weißen Mannes. Die hatte er blödsinnig gefunden und vor allem ganz unrichtig. Aber da er nun selbst ebenso entblößt wie der letzte Bauer des Deltas war, enthüllte sich ihm eine andere Wahrheit. Es gab das Bild, das sich die Weißen in gutem Glauben von sich selbst machten, und dann gab es noch ein anderes Bild, das vielleicht nicht mehr Wahrheit enthielt, das aber jedenfalls viel verbreiteter war, dasjenige, das sich der Eingeborene vom Weißen macht. Und gegenüber diesem Weißen gab es nur zwei Haltungen: Auflehnung oder Unterwerfung. Jedenfalls aber Haß.

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