Buchtipp : Hermann HESSE, In Weihnachtszeiten. (Rezension)

Hermann HESSE, In Weihnachtszeiten.

Weihnachtsbuch/Anthologie/

 Hermann HESSE: In Weihnachtszeiten.
Hermann HESSE: In Weihnachtszeiten. Betrachtungen, Gedichte und Aquarelle des Verfassers.
(zuerst 2001), 118 Seiten, ISBN: 978-3-458-36104-6
Frankfurt: Insel TB-Verlag, 2016
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Weihnachten mit Hermann Hesse, der Weihnachten eigentlich nicht mag, seit er seinen Kinderblick auf das Fest verloren hat.
Es ist der Augenblick, als Hermann bei der Bescherung am Weihnachtsabend am Gabentisch seines fünf Jahre jüngeren Bruders vorbeigeht und in dessen Gesicht schaut: ein still strahlendes, ... Von Glück und Freude ganz und gar verklärtes und verzaubertes Kindergesicht. Und er weiß in diesem Augenblick, obwohl er selbst er 13 oder 14 Jahre alt ist, daß er Weihnachten nie mehr so erleben wird und so tief fühlen kann.
Dieser Blick und diese Erkenntnis werden sich durch die Weihnachtsfeiern seines Lebens ziehen. Er beklagt die geschäftstüchtige Rührseeligkeit, die Geschenke, die er erhält und die ihm meist bezugslos erscheinen: Gaben, oft durchaus von Wert, aber beliebig und für austauschbare Empfänger möglich.
Fazit: In mehreren, zwischen 1907 und 1956 entstandenen Erzählungen, Betrachtungen und Gedichten umkreist Hermann HESSE das Thema Weihnachten, wobei in ihm das Mitmenschliche, der Versuch, anderen Freuede zu bereiten, letztlich stärker ist als seine Abneigung gegen sinnentleerte Konventionen. Aber diese naive Freude, diese kindliche Begeisterung, die er im Gesicht seines Bruders gesehen hat - die hat er für sich selbst verloren. Vielleicht gerade für diese, so andere Weihnachtszeit des Jahres 2020, eine Anregung. Denn zu oft geht unser Traum, in diese kindliche Erwartung zurückkehren zu können, im Trubel unter.

Das war der Kern und Sinn dieses Erlebnisses, das Aulweckende und Erschreckende: es gab den Begriff »Einst« für mich! Hans war ein Kind, ich aber wußte plötzlich, daß ich keines mehr sei und nie mehr sein würde! Hans erlebte sein Gabentischchen wie ein Paradies, und ich war nicht nur solchen Glückes nicht mehr fähig, sondern ich fühlte mich ihm mit Stolz entwachsen, mit Stolz und doch auch beinah mit Neid. [...]
Ich sah und wußte plötzlich: ich war kein Kind mehr, ich war älter und klüger als Hans, und war auch böser und kälter.

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