Buchtipp : Midge RAYMOND, Die Liebenden vom Ende der Welt. (Rezension)

Midge RAYMOND, Die Liebenden vom Ende der Welt.

Antarktis/Frauenroman/

 Midge RAYMOND: Die Liebenden vom Ende der Welt.
Midge RAYMOND: Die Liebenden vom Ende der Welt.
(My last continent., 2016)
347 S., ISBN: 978-3-442-71420-9
München: btb Verlag, 2018
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Die Antarktis ist nicht nur kalt.
Deborahs alleinerziehende Mutter bringt der Tochter nur wenige Gefühle entgegen, wenig Wärme und Empathie. Zumindest erlebt Deborah es so. Der Vater hat die Familie - und vor allem sie - verlassen, als sie noch klein war. So ist sie nach außen abweisend, ihre Beziehungen halten nicht lange. Ihr Platz ist die Antarktis, wo sie im Sommer die Pinguine erforscht. Teilweise von der Basis McMurdo aus, teilweise von einem Kreuzfahrtschiff, auf dem sie als Lektorin arbeitet.
Auf McMurdo lernt sie Keller Sullivan kennen, einen Aussteiger, der hier als Küchengehilfe arbeitet. Er hat seine Tochter durch einen Unfall verloren, seine Ehe ist daran zerbrochen. Keller begleitet Deborah in seiner Freizeit auf ihren Forschungsfahrten, und langsam entsteht eine Liebesbeziehung. Doch Keller ist noch nicht bereit für eine neue feste Beziehung und ein gemeinsames Leben außerhalb der Antarktis.
Einige antarktische Sommer später rammt ein großes Kreuzfahrtschiff mit rund 2000 Pasagieren, das keine entsprechende Eisklasse hat und eigentlich nicht hier sein dürfte, einen Eisberg und sinkt. Keller ist an Bord dieses Schiffes, und Deborahs Kreuzfahrtschiff ist der Unglücksstelle am nächsten…
Fazit: Der Debutroman von Midge RAYMOND hat zwar alle Ingredienzien eines Frauenromans - wenig empathische alleinerziehende Mutter, verloren gegangener Vater -, porträtiert mit Deborah eine starke, unabhängige Frauenfigur. Authentisch und gut zu lesen!

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich den Magellan-Pinguin in Punta Tombo über seinen leblosen Partner wachen. Ich sehe Adelies auf der Suche nach Partnern, die nie zurückkehren, durch ihre Kolonien laufen, ich sehe Zügelpinguine niedergeschlagen auf leeren Nestern hocken. Und vielleicht am deutlichsten sehe ich das Trauern der Kaiserpinguine. Das Weibchen kommt zurück, sucht, den Kopf zum ekstatischen Ruf gereckt. Wenn sein Ruf unbeantwortet bleibt, senkt es den Schnabel auf den eisigen Boden. Und wenn es sein Küken findet, im Tod erstarrt, nimmt es die gebeugte Haltung der Trauer ein, während es über das Eis wandert. Und dann, wenn es Zeit ist, lässt es sich vom Meer weit wegtragen, wie ich es jetzt tue.

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