Buchtipp : Anne HOLT/Berit REISS-ANDERSEN, Im Zeichen des Löwen. (Rezension)

Anne HOLT/Berit REISS-ANDERSEN, Im Zeichen des Löwen.

Norwegen/Anne Holt/Krimi/

Anne HOLT/Berit REISS-ANDERSEN: Im Zeichen des Löwen.
Anne HOLT/Berit REISS-ANDERSEN: Im Zeichen des Löwen.
Hanne Wilhelmsen 4
(Løvens gap., 1997)
416 S., ISBN: 3-492-23216-7
München: Piper, 2004
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Nachdem die Ministerpräsidentin Birgitte Volter erschossen in ihrem Büro aufgefunden wurde, rotiert die Osloer Polizei erwartungsgemäß. Zahlreiche Arbeitsgruppen werden gebildet, die Kommunikation untereinander wird schwierig. Billy T. ist weitgehend auf sich selbst gestellt, da Hanne Wilhelmsen ein Jahr Karrenz genommen hat und mit ihrer Lebensgefährtin Cecilia in Kalifornien weilt. Aber sie kann es dann doch nicht lassen, fliegt kurz zurück nach Norwegen und nimmt inoffiziell an den Ermittlungen teil.
Zusätzlich verworren wird die Situation, als einer der Wächter des Gebäudes in einer Lawine in Tromsø ums Leben kommt. Er hat einen ausgelösten Alarm untersucht, verstrickt sich aber in Widersprüche.
Und der letzte Besucher der Ministerpräsidentin, der Richter am Obersten Gericht Benjamin Grinde, begeht Selbstmord. Nach seinem Abgang war niemand mehr in Volters Büro. Was hat er mit dem Mord zu tun, und was verbirgt er?
Außerdem gibt es noch eine Schlüsselkarte, ein Pillendöschen und der Schal, die allesamt verschwunden sind. Und alles hängt irgendwie mit einer Untersuchung zu einer Häufung von Todesfällen bei Kleinkindern im Jahr 1965 zusammen.
Holt, die ja selbst eine kurze Zeit Justizministerin war, gibt auch einen Einblick in die Politik und die Sozialdemokratische Partei. Wen sie wohl mit dem wenig schmeichelhaften Porträt der Gesundheitsministerin meint, vielleicht sogar sich selbst? Vielleicht nicht der spannendste Krimi, aber die unerwartete Lösung entschädigt.
Fazit: Eine Ministerpräsidentin, die erschossen in ihrem Büro aufgefunden wird, ist ein gewagter Plot der Autorinnen. Aber sie zeigen sich dieser Herausforderung gewachsen. Und durch die Koautorin gewinnt der Roman an psychologischer Schärfe und Tiefe, hat erstmals auch politisches Profil.

Sie hatte sich der Lösung so nah gefühlt, als sie um den Obduktionsbericht gebeten hatte. Eine ganze schlaflose Nacht hatte sie mit diesem Gedanken gekämpft: Selbstmord, ganz einfach. Aber wie sollte ein Selbstmordopfer die eigene Tatwaffe entfernen, um sie dann einige Tage später per Post an die Polizei zu schicken? Hanne Wilhelmsen glaubte nicht an ein Leben nach dem Tode. ... Aber der [Obduktionsbericht] hatte ihre Theorie gleich wieder ruiniert. Niemand kann Selbstmord begehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Obduzent hatte Brigitte Volters Hände auf Spuren untersucht, die auf einen Kampf hingedeutet hätten, und auf andere Anzeichen, die einen Selbstmord ausschließen könnten. Und die hatte er gefunden: An ihren Händen hatte es keinerlei Schmauchspuren gegeben. Und damit war diese Theorie eingestürtzt wie ein Kartenhaus.

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