(zuerst 1997), 336 S., ISBN: 978-3-8317-1629-6
Bielefeld: Reise Know-How Verlag, 2007
Bewertung
Rezension
Hauptkapitel des Buches sind:
- Glaubensvorstellungen und ethische Lehren;
- Bevölkerung, Mentalität und Geschichte,
- Familie, Alltag;
- Feste und Feiern;
- Vietnamesen und nichtasiatische Ausländer und Vietnam und Deutschland.
Es ist erschütternd, festzustellen, was man selbst alles über Vietnam nicht weiß - obwohl ein auch wesentlicher Abschnitt seiner Geschichte selbst erlebte Zeitgeschichte ist. Und die Vietnamesen selbst kennt
man wie die Indianer Nordamerikas - aus dem Film. Und dort geben sie in der Regel die Bösen.
Aber zum Glück gibt es dieses Buch, das, anders als ein Reiseführer, nicht die Sehenswürdigkeiten, sondern die Menschen, ihren Alltag, ihr Leben nahebringt. So erfährt man, daß es eigentlich drei Vietnams gibt (Nord- Mittel- und Südvietnam), die sich mentalitätsmäßig durchaus von einander unterscheiden. Aber die Unterschiede zwischen Nord- und Südvietnam gehen nicht auf die kommunistisc he vs. kapitalistische Sozialisation zurück, sondern sind viel älter und stammen aus der Zeit, als der Süden Vietnams vom Norden her besiedelt wurde. Nord- und Südvietnamesen wieder teilen die Vorurteile gegen die Mittelvietnamesen.
Ein gewisser Nachteil des Buches ist, daß es von einer Frau geschrieben wurde. In einer Gesellschaft, in der Frauen trotz verordneter Gleichberechtigung immer noch in der Herrschaftsgewalt des Mannes (Vater, Gatte, Bruder) stehen, kann ein nichtasiatischer Ausländer (Tay) schon schwer zum Wesen des Vietnamesen vordringen. Einer Tay-Frau bleibt die männliche und zwangsläufig dominante Welt umso unzugänglicher.
Fazit: Aber davon abgesehen hilft das Buch auch dem einfachen Touristen, der nach drei Wochen das Land wieder verlässt und dem die Vietnamesen viel nachsehen, zumindest die schlimmsten Fettnäpfchen zu vermeiden. Unbedingt vor der Reise lesen!
Einen weiteren Fallstrick - für uns, nicht für die Vietnamesen - stellt die Neigung dar, alle Erscheinungen der Welt nach westlichen Maßstäben kategorisieren zu wollen. Für jede Erscheinung hält die westliche Zivilisation gewachsene Begriffe parat: Demokratie, Diktatur, Kommunismus, Freiheit, Markt-oder Planwirtschaft, Armut, Reichtum, Unterentwicklung, Fortschritt usw. Sie werden oft bedenkenlos auch auf Kulturen angewandt, die im Westen noch nicht genug erforscht wurden...