Buchtipp : Anja MARSCHALL, Tod in der Speicherstadt. (Rezension)

Anja MARSCHALL, Tod in der Speicherstadt.

Hamburg/Historischer Krimi/

 Anja MARSCHALL: Tod in der Speicherstadt.
Anja MARSCHALL: Tod in der Speicherstadt.
Hauke Sötje 4
334 S., ISBN: 978-3-7408-0661-3
Köln: Emons, 2019
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Kaffee ist nicht nur ein Getränk.
Ein Ewer hat im Herbst 1896 im Nord-Ostsee-Kanal eine Kollision mit einem brennenden Schiff. Er hatte Kaffee geladen und war kurz zuvor inspziert worden. Doch der Beamte wurde ermordet, an Bord des Schiffes fanden sich zwei Leichen. Da die Vermutung besteht, der Ewer könnte aus Hamburg sein, wird Hauke Sötje, Kommissar in Kiel, nach Hamburg entsandt, um den Eigner des Ewers herauszufinden. Aber der Eigner ist unbekannt, ebenso wie das Schiff. Es scheint um Schmuggel zu gehen. Und irgendwie scheint der Kaffeehändler Bellingrodt in die Sache verwickelt zu sein. Denn einer der Toten war sein Sohn Johann, der eigentlich in Brasilien sein sollte.
Auch Sophie, Gouvernante bei Konsul Winter und Haukes Verlobte, wird in die Sache verwickelt. Johanns Mutter bittet sie, ein Mädchen zu suchen, das die - unstandesgemäße - Freundin Johanns war. Aus dieser Beziehung entstammt eine Tochter, die Sophie nun unbedingt finden will. Und prompt gerät sie dabei in Gefahr. Es verschlägt sie ins Gängeviertel, besonders eng bebaute Wohnquartiere in einigen Teilen der Altstadt und Neustadt.
Eine wichtige Rolle spielt die um diese Zeit neu errichtete Speicherstadt mit ihrem Freihafen. Trotz rigoroser Kontrolle scheint hier eine Schmugglerbande am Werk zu sein, die illegale Geschäfte mit Kaffee, dem Hamburger Gold, macht.
»Kaffee?« Jetzt setzte sich Roscher auf. »Nun verstehe ich, warum Sie hier sind. Bei uns in Hamburg ist Kaffee Gold. Braunes Gold. Gold zum Trinken, wenn Sie so wollen.«
Fazit: Anja MARSCHALL zeichnet hier ein historisch stimmiges Bild der Hafen- und Handelsstadt Hamburg, in der die Händler den Ton angeben und sich alles um Geld dreht. Sie beleuchtet auch die Entwicklung einer spezialisierten Polizeitruppe, der Criminal-Polizei, die erst ihren Platz in der Hierarchie staatlicher Ordnungsmacht finden muß. Und sie thematisiert die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der Arbeiter, die von ihrem Lohn kaum ihre Familien erhalten können. Der Streik der Hafenarbeiter von 1896/97 liegt schon in der Luft. Der Spannungsbogen ist historisch angepasst. Durchaus lesenswert. Auch wenn es scheint, als wäre die Serie mit Hauke Sötje damit zu Ende.

Die kleine Fähre bot kaum genügend Platz für all die Arbeiter, die auf die andere Elbseite übersetzen mussten. Einen Tunnel auf die andere Seite des Hafens gab es ja leider nicht. Und so schipperte ein Heer kleiner Boote zwischen den Kais auf beiden Seiten der Elbe hin und her, um all die Männer zur Arbeit und zurück zu befördern. Dicht gedrängt standen jetzt rund dreißig von ihnen an Bord und hielten sich an über ihren Köpfen eigens dafür angebrachten Eisenstangen fest.

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