Will Robie 3
(The target., 2014)
523 Seiten, ISBN: 978-3-7857-2563-4
Köln: Lübbe, 2016
Bewertung
Rezension
Gehorsam um jeden Preis?
Die CIA-Agentin und Spitzenkillerin Jessica Reel ist bei CIA-Direktor Tucker in Ungnade gefallen. Sie hat eigenmächtig zwei CIA-Agenten erschossen, darunter den stellvertretenden Direktor. Und trotz aller Indizien glaubt Tucker nicht, daß es Verräter waren, wie Reel behauptet.
Auch Will Robie, ebenfalls CIA-Agent und Profikiller, ist bei Tucker schlecht angeschrieben. Er war auf Reel angesetzt, hat sie aber entgegen seinen Befehlen nicht eliminiert, sondern sich mit ihr zusammengetan.
Der Präsident und sein Sicherheitsberater planen, den nordkoreanischen Diktator auszuschalten und General Paks, der amerikafreundlich ist, einzusetzen. Robie und Reel, die besten CIA-Profikiller, sollen den Anschlag durchführen. Vorher müssen sie sich jedoch einer extrem harten Überprüfung ihrer körperlichen Fahigkeiten und ihrer Loyalität unterziehen - und es sieht so aus, als wollte sie Tucker bei einem Unfall
töten.
Aber dann wird die Verschwörung aufgedeckt, Paks begeht Selbstmord, verlangt aber vom Präsidenten, seine Familie zu schützen. Diese wurde aufgrund der Sippenhaftung sofort in ein Arbeitslager deportiert. Und da auch Nordkorea über eine erstklassige Profikillerin verfügt, wird diese für die Durchführung eines Racheplans ausgewählt. Die drei besten Profikiller treffen aufeinander, und Genossin Yie Chung-Cha ist besser…
David BALDACCI verhandelt hier, wie schon in den ersten beiden Bänden der Will Robie-Reihe, das Thema Gehorsam und Loyalität. Natürlich ist es in allen hierarchisch gegliederten Einrichtungen notwendig, daß Anweisungen umgesetzt und Befehle befolgt werden. Das gilt natürlich besonders für militärische Formationen und Einrichtungen, die am Rande der Legilität operieren. Dennoch darf das nicht in Kadavergehorsam abgleiten, wie man es vor allem bei der Deutschen Wehrmacht und dem nationalsozialistischen Regime gesehen hat. Aber wo ist die Grenze, wo der Einzelne einen Befehl ausführt oder ihn verweigert? Darf er die Moral ausschalten? Diesmal sieht sich die nordkoreanische Agentin vor diesem Dilemma.
Fazit: Der Politthriller ist in der ersten Hälfte so bedrückend, daß man ihn eigentlich nicht weiter lesen will. In der zweiten Hälfte steigt der Spannungsbogen nur mäßig an. Der Nachteil einer Serie ist: gibt es einen Folgeband, so wird der Held/die Heldin überleben. Immer aber stellt man sich die Frage, inwieweit die Schilderungen Baldaccis der Wirklichkeit entsprechen können. Da er wohl keine Sicherheitsfreigabe haben wird, ist vieles wohl nur Spekulation. Wie etwa die Schilderung des Alltagslebens in Nordkorea und seiner politischen Abläufe.
Chung-Cha nickte, doch sie wusste, falls sie wirklich für ihr Land sterben musste, würde sie es mit keinem dieser Gedanken tun.
Es fiel dem Mann in Schwarz und den Generälen nicht schwer, sie auf eine offensichtliche Selbstmordmission zu schicken. Aber von ihr zu erwarten, dass sie frohen Herzens ihr Leben für eine Mission hingab, die womöglich zur Zerstörung ihrer Heimat führen würde, war dann doch etwas zu viel verlangt.