Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Das Medaillon. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Das Medaillon.

Sizilien/Erzählung/

 Andrea CAMILLERI: Das Medaillon.
Andrea CAMILLERI: Das Medaillon.
(Il medaglione., 2005)
71 S., ISBN: 978-3-463-40504-9
Reinbeck: Rowohlt, 2006
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Die Liebe und ein Medaillon.
Maresciallo Antonio Brancato ist Kommandant des Carabinieri-Postens in Belcolle, einem idyllischen Dorf in den Bergen Siziliens. Er kommt gut mit der Mentalität der Dorfbewohner zurecht, die vor allem schweigsam sind. Und er schlichtet ihre kleinen und größeren Streitereien.
Der Schäfer Ciccino Barbaro ist noch schweigsamer als die anderen. Er lebt mit seiner Frau Marta in einem abgeschiedenen Haus außerhalb des Dorfes und hat nur zu seinem Schwager einen sporadischen Kontakt. Als seine Frau schließlich siebzigjährig stirbt, stellt er jeden Außenkontakt ein und schießt auf die wenigen Besucher, wie etwa den Pfarrer.
Das kann der Maresciallo nicht auf sich beruhen lassen, und er sucht Ciccino auf. Nach einigem Verhandeln lässt ihn der Schäfer in sein Haus. Sie trinken Wein miteinander, und es stellt sich heraus, daß Cinccino in erster Linie nicht vom Tod seiner Frau so betroffen ist, sondern vom Verdacht, in ihrem Leben hätte es einmal einen anderen gegeben. Denn das Bild im Medaillon, das er ihr zur Hochzeit schenkte, zeigt nicht ihn. Aber wer ist der Fremde?
Fazit: Eine kleine, aber wunderbare Geschichte von der Liebe, der Menschlichkeit, der Zuwendung zu einem anderen Menschen. Liebevoll treffend illustriert von Roberto Innocenti, ergänzt um den Lebenslauf von Andrea Camilleri.

Ciccino deutete stumm auf einen strohgeflochtenen Stuhl. So blieben sie eine ganze Weile sitzen, ohne ein Wort zu sagen. Dann stand Ciccino auf, ging zur Anrichte in der Ecke und kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein zurück. Er schenkte ein und reichte dem Maresciallo ein Glas. Bevor sie den ersten Schluck nahmen, erhoben sie die Gläser und sahen sich in die Augen. Danach tranken sie in aller Ruhe und sprachen weiterhin kein Wort.
Draußen goss es unterdessen in Strömen.

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