Buchtipp : Jan SCHRÖTER, Der Rikschamann. (Rezension)

Jan SCHRÖTER, Der Rikschamann.

Hamburg/Krimi/

 Jan SCHRÖTER: Der Rikschamann.
Jan SCHRÖTER: Der Rikschamann.
208 S, ISBN: 978-3-86108-989-6
Bremen: Edition Temmen, 2008
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Max Harder - "hart - härter - Harder" - studiert Geschichte mit Schwerpunkt Hamburgische Geschichte und verdient sich seinen Lebensunterhalt teilweise als Rikschafahrer. Denn anderen Teil des Lebensunterhalts bestreitet er mit dem väterlichen Scheck. Mit 22 hat er es nicht besonders eilig mit dem Studium und den Lebensplänen.
Die Fahrradrikscha, ein quietschgelbes chinesisches Produkt mit Tücken, betreibt er abwechselnd mit seinem Sandkastenfreund Oleg, einem Wolgadeutschen, mit dem er die Wohnung teilt und über den er alles weiß. Glaubt er. Doch bald muß er erkennen, daß sich zwischen ihnen eine unüberbrückbare Kluft aufgetan hat, und er mitnichten etwas über Olegs Leben weiß.
Bei einer "Grabung" im Nikolaifleet im Rahmen seines Studiums entdeckt Max einen Beutel. Darin befindet sich der Kopf eines Mädchens, das am Vortag in seiner Rikscha saß, aber eher eine Bekannte von Oleg war. Und als dieser zufällig den Fund sieht, flieht er. Oleg steckt in zwielichtigen Geschäften.
Und da gibt es noch Pieter Westheim, eine alternde Popgröße, der auch in diesen Mordfall verwickelt zu sein scheint. Er hatte das Mädchen in sein Penthouse im Hafenviertel gebracht - aber dann war bei ihm Filmriss, er kann sich an nichts mehr erinnern. Auch nicht, wie er von seinem Penthouse in das eheliche Haus gekommen ist, wo er verwirrt aufwacht. Und nun wird er erpresst.
Auch Oleg versucht Westheim zu erpressen, ohne zu ahnen, daß es da schon andere gibt, und gerät mächtig in Schwierigkeiten. In seiner Not ruft er Max zu Hilfe, der nun seinerseits Probleme bekommt. Denn die Polizei glaubt, daß er in den Mord verwickelt sein könnte, weil sie in seiner Wohnung Spuren finden. Und dann gibt es noch Elke, ein etwas aus den Fugen geratenes junges Mädchen, das noch dazu die Tochter seines Professors Straschitz ist ("Wenn man seinen Professor mit heruntergelassener Hose erwischt, gibt's eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Duzen oder Duellieren!"). Die verliebt sich in Max und will ihn unbedingt bei seiner Suche nach Oleg unterstützen.
Fazit: Jan Schröter ist Drehbuchautor, und der Krimi wirkt manchmal wie ein erweitertes Drehbuch: schnell erzählt und geschnitten, wechselnde Schauplätze, und alles auf drei Tage komprimiert. Aber es ist ein gelungenes Debut, spannend, humorvoll, nicht immer logisch und schlüssig, aber ironisierend. Sehr angenehm, wie er der zunächst kaum attraktiven Elke Charme und eine interessante Persönlichkeit gibt und sie positiv von den Barbiemädchen ihrer Klasse abhebt.

"Was für ein Ball ist denn das?" Oleg hockte schon neben dem Beutel und schüttete den Inhalt aus. Etwas rollte über die Gehwegplatten und blieb genau vor Max' Füßen liegen...
Die hohen Wangenknochen und die vollen Lippen waren durchaus noch erkennbar. Vom seelenvollen Blick hatten die Ratten allerdings nicht mehr viel übrig gelassen.
Keine Sechzehn.
Und älter würde sie nicht mehr werden.

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