Buchtipp : Robert BRACK, Und das Meer gab seine Toten wieder. (Rezension)

Robert BRACK, Und das Meer gab seine Toten wieder.

Hamburg/Krimi/

 Robert BRACK: Und das Meer gab seine Toten wieder.
Robert BRACK: Und das Meer gab seine Toten wieder.
219 S, ISBN: 978-3-89401-574-9
Hamburg: Nautilus, 2008
Bewertung
Bewertung: 2 Sterne

Rezension

Es ist irgendwie unverständlich: Unter dem Pseudonym Virginia Doyle liefert der Autor solide historische Krimis mit einer männlichen Hauptfigur ab. Als Robert Brack wählt er dann eine weibliche Hauptfigur - und das geht jedesmal daneben.
Hier wählte er mit Jennifer Stevenson eine englische Polizeiinspektorin, die in Hamburg die Auflösung der weiblichen Kriminalpolizei untersuchen soll und gleichzeitig den Selbstmord/Mord zweier Angehöriger dieser Truppe klären will. Ereignisse, die tatsächlich stattgefunden haben, aber schlecht dokumentiert sind - schließlich spielt das Ganze im Hamburg der 1930er Jahre, wo die Nationalsozialisten erstarken und schließlich im Senat die Macht übernehmen.
Diese Ebene thematisiert Brack allerings nur am Rande, spielt sie zu einer persönlichen Auseinandersetzung der verschiedenen Gruppen innerhalb der Polizei runter. Stevenson sucht Unterstützung bei einer kommunistischen Journalisten, wird von einer Polizistin und ihrem Polizistenfreund beobachtet, verfolgt, bedroht. Und dann gibt es noch Männer in langen Ledermänteln, allerdings nicht Gestapo, sondern SA. Der Fall war in der Realität sicher unübersichtlicht, aber Brack geling es, den Leser vollends zu verwirren und ratlos zurückzulassen. Und auch den Geist dieser Zeit kann er nicht vermitteln.
Seine Hauptfigur ist diesmal zwar keine vegetarische Radfahrerin mit Kampfsportausbildung (wie in Schneewitchens Sarg), sondern eine eher etwas unbedarft durch Hamburg tappende junge Frau, aber sie und alle anderen weiblichen Protagonisten werden nur holzschnittartig gezeichnet und haben kein greifbares Leben.
Der Großteil des Romans spielt sich in Dialogen zwischen den Frauen ab, und die schwanken zwischen Banalität und Unerträglichkeit. Nur im mittleren Teil gibt es etwas dialogfreie Handlung, und hier kommt fast etwas wie Spannung auf, die man sonst schmerzlich vermißt.
Fazit: es bleibt rätselhaft und nicht nachvollziehbar, wie Brack zu seinen Preisen gekommen ist und wo manche Rezensenten die Könnerschaft sehen.

Mir ging es niemals um Persönliches, sondern um die Sache, das habe ich doch bereits ausgeführt! Sie war in meiner Abwesenheit mit meiner Vertretung betraut und damit befugt, Autorität auszuüben. Aber anstatt umsichtig zu handeln, hat sie sich beispielsweise gegen Fräulein Bindert gewandt, weil sie deren hervorgehobene Stellung bei der Gefährdetenpolizei nicht befürwortete und sie für meine Vertraute hielt.

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