Buchtipp : Anne HOLT/Even HOLT, Kammerflimmern. (Rezension)

Anne HOLT/Even HOLT, Kammerflimmern.

Norwegen/Anne Holt/Thriller/

Anne HOLT/Even HOLT: Kammerflimmern.
Anne HOLT/Even HOLT: Kammerflimmern.
Sara Zuckermann 1
(Flimmer., 2010)
407 S, ISBN: 978-3-492-05397-6
München: Piper, 2011
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Sara Zuckerman ist nicht nur eine international renomierte Kardiologin, sondern hat auch keine gute Meinung von der norwegischen Polizei. Als sie mit Hilfe ihres Kollegen Ola Farmen entdeckt, daß der Herzschrittmacher manipuliert war, versuchen die Beiden zunächst selbst, den Hintergründen auf die Spur zu kommen und den Fall zu lösen.
Aber klar ist nur Eines: sie sollte den Herzschrittmacher des ersten verstorbenen Patienten finden, und sie sollte die Manipulation entdecken. Daraus ergibt sich zunächst aber kein Sinn. Es scheint ein Angriff auf den amerikanischen Hersteller zu sein, aber gleichzeitig will der Angreifer offensichtlich, daß der Schaden an Menschen gering bleibt. Der finanzielle Schaden des Herstellers ist allerdings groß, der Aktienkurs fällt in den Keller. Erst nach und nach schält sich heraus, was tatsächlich gespielt wird und wer die Akteure im Hintergrund sind.
Damit werden auch die Rollen des zahlreichen Personals klar, die zu Beginn zunächst Verwirrung stiften. Auch die verschiedenen Zeitebenen fügen sich zu einem sinnvollen Ganzen.
In diesem, gemeinsam mit ihrem Bruder verfaßten Roman verläßt Anne Holt völlig ihr angestammtes Terrain. Nicht Polizeibeamte spielen hier die zentrale Rolle, sondern zwei Ärzte eines Krankenhauses (keine Edelklinik, wie im Verlagstext behauptet wird, sondern ein etwas umstrittener Neubau eines norwegischen Krankenhauses), die mit Mord und dergleichen nichts zu tun haben. Aber letztlich stehen auch nicht die beiden Todesfälle, die natürlich Mord sind, im Mittelpunkt, sondern Medizintechnik und ihre Hersteller, und auch die Frage nach der Zuverlässigkeit derartiger Geräte. Insofern ist diese Perspektive gut gewählt, ob sie ausbaufähig ist, bleibt abzuwarten.
Leider ist die Übersetzung der an sich sehr sattelfesten Gabriele Haefs etwas eigenwillig: der Herzschrittmacher heißt Herzstarter, was eigentlich ein Defibrillator wäre; der USB-Stick ist manchmal das Datenzäpfchen; dann gibt es eine Programmiermaschine (?) und ein USB-Portal. Hier wäre das deutsche Lektorat gefordert gewesen, aber wahrscheinlich wurde das längst abgeschafft...
Fazit: Abgesehen von Anne Holts Hybris zu weltweiten Verschwörungen und Handlungsräumen, die ihr einfach eine Nummer zu groß sind, gewährt uns der Roman interessante Einblicke in den norwegischen Krankenhausalltag - und er ist einfach spannend gut geschrieben!

Das Fingerspitzengefühl, das ihm sagte, welche kleinen Firmen von Mercury Medical aufgekauft, geschlachtet und geschluckt werden sollten und welche er nicht einmal mit der Zange anfassen durfte, war einzigartig. Der Instinkt, der ihn befähigte, schneller Entscheidungen zu treffen als alle anderen, wenn es um Angebot, Positionierung auf neuen Märkten, In- und Outsourcing und neue Investitionsbereiche ging, war glasklar. Er fühlte sich viel kurzsichtiger, wenn es um die unbegreiflichen Schwingungen des Aktienmarktes ging. Kurse stiegen und fielen auf Grundlage von Gerüchten und Tricks, für die er noch nie einen Sinn gehabt hatte.

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