Buchtipp : José-Antonio FRIEDL ZAPATA, Tania. (Rezension)

José-Antonio FRIEDL ZAPATA, Tania.

Ernesto Che Guevara/Tamara Bunke/Biografie/

 José-Antonio FRIEDL ZAPATA: Tania.
José-Antonio FRIEDL ZAPATA: Tania. Die Frau, die Che Guevara liebte.
210 S, ISBN: 3-351-02465-7
Berlin-Weimar: Aufbau-Verlag, 1997
Bewertung
Bewertung: 2 Sterne

Rezension

Friedl Zapata nimmt zwar für sich in Anspruch, den Blick auf Tamara Bunke objektivieren zu wollen, aber schon der Titel weckt daran Zweifel: es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, daß zwischen Tamara und Che ein Intimverhältnis bestand. Allerdings gibt es auch keinen Gegenbeweis. Wahrscheinlich wird sie für ihn geschwärmt haben - sie war eine junge Frau, als sie ihn in Berlin kennenlernte, und er zweifellos ein faszinierender Mensch.
Auch die Behauptung, daß Tamara als Dreifach-Agentin für den DDR-Staatssicherheitsdienst, den sowjetischen KGB und den kubanischen Geheimdienst DGI gearbeitet hat, ist wenig glaubwürdig. Eine gewisse Nähe zur Stasi, vermutlich als IM (Informeller Mitarbeiter), war angesichts ihrer Kontakte zu lateinamerikanischen Studenten wohl unvermeidlich. In der Gauck-Behörde gibt es dafür jedoch keine Belege. Auch beim russischen Auslandsaufklärungsdienst gibt es keine Bestätigung für Tamaras Arbeit für den KGB, Daß sie für den kubanischen Geheimdienst gearbeitet hat, liegt auf der Hand. Denn sie wurde ja als Agentin ausgebildet und zur Vorbereitung von Guevaras Unternehmen nach Bolivien entsandt.
Nicht besonders glaubwürdig ist Zapatas Behauptung, Tamara hätte Che "verraten". Er bezieht sich hier vermutlich auf Tamaras unerwünschtes Auftauchen bei der Guerillatruppe, durch das sie in Folge enttarnt wurde und Unterlagen in die Hände der bolivianischen Polizei fielen. Damit hätte sie zum von Moskau gewünschten Scheitern Ches beigetragen. Aber auch dafür gibt es keinen Beleg.
Nicht unwahrscheinlich ist, daß Tamara als Agentin auch ihren Körper zur Erreichung ihrer Ziele einsetzte. Zapata versucht aber, sie als Flittchen darzustellen, das die Männer ausnutzte und wegwarf, ohne Gefühle. Dazu passt auch die Behauptung, sie hätte an Unterleibskrebs gelitten - quasi die christliche Strafe für ihr Verhalten. Beleg dafür sei ein Eintrag im Tagebuch des Arztes der Guerrilleros, den der Offizier der Militäreinheit, die Tamara und ihre Gefährten in einem Hinterhalt erschoß, gelesen haben will - allerdings ist das Tagebuch verschwunden.
Fazit: eine insgesamt mit großer Vorsicht zu genießende Biografie der Revolutionärin, wenn auch nicht wertlos, da sie einen anderen Blick ermöglicht. Tamaras Mutter Nadja Bunke erzwang mit einem Gerichtsurteil das Verbot der weiteren Verbreitung des Buches.

Doch eines kann als sicher gelten: Tania war nicht die selbstlose, aufopfernde Gefährtin des berühmten Guerrilleros, wie sie so oft und so gern dargestellt wird, sondern eine raffinierte Agentin, die alle Menschen in ihrer Umgebung über ihren wahren Charakter täuschte - auch den großen Che Guevara.
Dabei gab es so vieles, was sie miteinander verband: Beide stammten aus Argentinien und fühlten sich ihr Leben lang als Argentinier; beide waren leidenschaftliche Verfechter der Revolution; beide waren ungeduldig, draufgängerisch und liebten das Abenteuer. Wie anders hätte ihre Zukunft aussehen können, wenn Tania keinen Verrat an Che geübt hätte.

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