Buchtipp : Ingar JOHNSRUD, Der Bote. (Rezension)

Ingar JOHNSRUD, Der Bote.

Norwegen/Thriller/

 Ingar JOHNSRUD: Der Bote.
Ingar JOHNSRUD: Der Bote.
Fredrik Beier 2
(Kalypso., 2016)
541 Seiten, ISBN: 978-3-7645-0588-2
München: Blanvalet, 2018
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Die dunklen Seiten Norwegens.
Iqbal Kafa ist zum ersten Mal leitende Ermittlerin bei einem Todesfall in einer Villa in einem reichen Vorort Oslos. Die Bewohnerin, eine alte Witwe, ist spurlos verschwunden. Der Tote ist ihr Sohn - aber der ist seit 20 Jahren offiziell tot, umgekommen bei einer Militärübung. Bald verschwinden Untersuchungsergebnisse, Akten werden gesperrt. Der Geheimdienst hat seine Finger im Spiel, hier soll etwas vertuscht werden.
Hauptkommissar Fredrik Beier ist psychisch angeschlagen. Er hat seinen kleinen Sohn bei einem Brand verloren und gibt sich die Schuld. Nun ist er medikamentenabhängig und nur bedingt einsatzfähig. Er soll den Tod eines unbekannten Mannes klären, der schwer gefoltert wurde. Und es scheint ihm, als würde sein Kollege Andreas etwas vor ihm verheimlichen.
Die beiden Fälle hängen zusammen und verweisen in das Jahr 1992. Der Zusammenbruch der Sowjetunion führte zu einem Vakuum an der Grenze. Eine Einheit der norwegischen Marinejäger führt eine Kommandoaktion auf russischem Gebiet durch. Angeblich geht es um die Rettung und Rückführung eines Agenten. Doch in der Nähe der Grenze befindet sich ein geheimes sowjetisches Virenlabor, das geräumt und teilweise zerstört wurde. Hier wollen die Norweger Proben des offiziel ausgestorbenen Pocken-Virus sicherstellen. Doch irgendjemand hat sich der Proben bemächtigt, die nun eine extreme Gefahr für die norwegische Bevölkerung darstellen. Denn es gibt ja keine Impfungen mehr.
Fazit: Der zweite Band der Trilogie von Ingar JOHNRUD um Fredrik Beier und Iqbal Kafa ist sehr komplex aufgebaut und fordert auf mehreren Zeit- und Handlungsebenen die volle Aufmerksamkeit der Leser/innen. Der in einigen Rezensionen kritisch vermerkte deutsche Titel macht durchaus Sinn. Hier wird zwar keine Nachricht überbracht, aber die Botschaft, wie vulnerabel eine Gesellschaft sein kann. Die aktuelle Pandemie zeigt es deutlich.

Fredriks Mund war knochentrocken. Die schusssichere Weste lastete schwer auf seinen Schultern, spannte um die Taille, und irgendwie schien er die Lunge nicht mehr ganz füllen zu können.
Er spürte etwas Warmes an seiner Hand. Kafa hatte ihn vorsichtig angetippt.
»Bereit?«
Dann zog sie ihre Waffe aus dem Holster. Hielt die Heckler & Koch mit beiden Händen, streckte den Rücken durch und lief los.
Es gab Momente im Leben, in denen das Tier in uns zurückkehrte. Jahrtausende der Zivilisation wurden einfach abgeschüttelt, und der Körper reagierte wie der eines Menschenaffen oder Schweins. Die Poren in der Haut füllten sich mit Dreck, mit dem beißenden Gestank der Angst, und genau dieser Geruch ereilte sie, als sie die oberste Treppenstufe erreichten.

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