Buchtipp : Ragnar JÓNASSON, Blindes Eis. (Rezension)

Ragnar JÓNASSON, Blindes Eis.

Island/Siglufjörður/Krimi/

 Ragnar JÓNASSON: Blindes Eis.
Ragnar JÓNASSON: Blindes Eis.
Dark-Iceland-Serie 3
(Rof., 2012)
334 Seiten, ISBN: 978-3-596-29752-8
Frankfurt: Fischer TB-Verlag, 2017
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Nichts Neues in Siglufjördur.
Der kleine, abgeschiedene Ort im Norden Islands steht unter Quarantäne. Ein Tourist, der eigentlich nur einen Zwischenstopp einlegen wollte, war an Ebola erkrankt und gestorben. Auch die Krankenschwester, die mit ihm vorher Kontakt hatte, ist erkrankt. Somit kommt das soziale Leben abrupt zum Stillstand, niemand geht mehr auf die Straße, Geschäfte und Arbeitsstätten bleiben geschlossen.
Ari Thór Arason, der Polizist von Siglufjördur, hat daher wenig zu tun. Und so kommt er der Bitte eines alten Bewohners nach, sich einen Fall aus den 50er-Jahren anzuschauen. Dessen Eltern waren damals mit Schwager und Schwägerin auf einen einsamen Bauernhof im Umfeld von Siglufjördur gezogen - nur zu Fuß über einen Pass erreichbar. Dort war die Tante des alten Mannes an einer Vergiftung gestorben - Unfall, Selbstmord oder gar Mord?
Parallel dazu gibt es in Reykjavík eine spektakuläre Kindesentführung. Und der Sohn des ehemaligen Premierministers wird bei einem Unfall mit Fahrerflucht getötet. In beiden Fällen, so zeigt sich, war das Motiv Rache.
Und man fragt sich die ganze Zeit, was diese beiden Ereignissen - ein Selbstmord/Unfall an einem einsamen Fjord, eine Kindesentführung in der Hauptstadt - miteinander zu tun haben, wo der Schnittpunkt ist.
Fazit: In seinem vierten Krimi (Thriller ist das keiner) mit dem Polizisten Ari Thór Arason entwickelt Ragnar JÓNASSON zwei parallele Hauptstränge und einige Nebenhandlungen. Allerdings wartet man vergeblich auf ihre Zusammenführung. Die Handlung bleibt seltsam blass, es gibt nur vage Andeutungen über das Unheimliche aus der Dunkelheit. Stilistisch ist das Buch recht holprig und eher simpel, was auch der doppelten Übersetzung - vom Isländischen ins Englische und von dort ins Deutsche - geschuldet sein mag. Wo sind die Übersetzer von 2011 (Island war Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse) geblieben?

Ari Thór antwortete nicht. Wohl fühlte er sich ganz bestimmt nicht, wollte es aber nicht zugeben. Ihn fröstelte, und die alles verschluckende Dunkelheit machte die Nachtluft noch kälter; sie schien auf seine Brust zu drücken, drohte ihn zu ersticken.
Doch selbst an einem abgelegenen Ort wie Hedinsfjördur herrschte keine Stille. In der Ferne war das gedämpfte Tosen der Brandung zu hören, und es schien Ari Thór, als riefen die brechenden Wellen ihn allein. Er wollte weiterlaufen, in die Dunkelheit eintauchen, um zu sehen, wie weit er kam.

weitere Bücher zu
Island
Siglufjörður
Krimi
Bücher von Ragnar JÓNASSON

Top