Buchtipp : Jón Kalman STEFÁNSSON, Etwas von der Größe des Universums. (Rezension)

Jón Kalman STEFÁNSSON, Etwas von der Größe des Universums.

Island/Norđfjörđur/Keflavík/Roman/

 Jón Kalman STEFÁNSSON: Etwas von der Größe des Universums.
Jón Kalman STEFÁNSSON: Etwas von der Größe des Universums.
(Eitthvað á stærð við alheiminn., 2015)
398 Seiten, ISBN: 978-3-492-05795-0
München: Piper, 2017
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Drei Generationen im Verlauf ihres Lebens.
Da ist die Geschichte von Margrét in Nordfjördur, verheiratet mit Oddur, dem Kapitän eines Fischerbootes. Mit ihm hat sie drei Söhne, von denen sie zwei direkt oder indirekt an die See verlieren wird. Jakob, der Jüngste, darf daher nicht zur See fahren. Er wird sein Leben lang darunter leiden, denn erst die See macht einen Knaben zum Mann - und irgendwie fühlt er sich nie zum Mann geworden.
Vielleicht auch deswegen hat er keine Gesprächsbasis zu seinem Sohn Ári, besonders nach dem Tod der Mutter. Die Stiefmutter erscheint zu schnell nach ihrem Tod, und auch zu ihr hat Ári keine Beziehung. Dieser verlässt seine Frau und seine beidenTöchter völlig unvermutet. Er hat sich in eine andere Frau verliebt, aber er kann es nicht verkraften, zwei Frauen gleichzeitig zu lieben.
Es ist die Geschichte von drei Familien, aber auch eine Geschichte von Liebe und Sex. Vom Scheitern der Liebe und vom Betrug, der mit dem Sex einhergeht. Aber es sind von einer wilden Natur geformte harte Menschen, die nicht viele Worte haben. Und manchmal Dichter hervorbringen. Und es ist gewissermaßen die Fortsetzung von Fische haben keine Beine, wobei der Schwerpunkt in der Gegenwart liegt und die vergangenen Ereignisse oft nur angedeutet werden.
Fazit: Jón Kalman Stefánsson erzählt anhand von drei Generationen auch die Geschichte Islands: das harte Leben der Fischer, die Haßliebe zu den Amerikanern, die den Aufschwung brachten, die Trostlosigkeit vieler Orte, die aufgrund der Quotenregelung die Fischerei verloren haben und wo es nur noch Arbeitslosigkeit gibt. Der Roman hat große Momente und eindringliche Sätze, aber er ist auch etwas zu geschwätzig und sein Stil manchmal zu maniriert. Hier wäre Weniger Mehr gewesen.

Und dann ist da noch der alte Kristjän, den das Leben, die Zeit oder das Alter nach und nach beiseitegeschoben haben. Sein Leben lang hat er wegen seiner Tüchtigkeit und seiner Erfahrung im Mittelpunkt gestanden, aber jetzt ist er komplett nutzlos, ein überflüssiger Sack, dem nur noch seine Erinnerungen bleiben, ein kaputter Körper und eine Unmenge von Gedichten.
Gedichte sind okay, man kann sie als Decke benutzen, wenn es kalt ist in der Welt, sie können Transparente außerhalb der Zeit sein, mit merkwürdigen Zeichen darauf, aber sie haben furchtbar wenig zu sagen, wenn die Knochen müde geworden sind, das Leben dich ausgesondert hat und die Kaffeetasse das Einzige ist, was dir abends die Hände wärmt.

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