Buchtipp : Gillian FLYNN, Cry Baby. (Rezension)

Gillian FLYNN, Cry Baby.

USA/Missouri/Provinz/Thriller/

 Gillian FLYNN: Cry Baby.
Gillian FLYNN: Cry Baby.
(Sharp objects., 2006)
319 S., ISBN: 978-3-502-10094-2
Bern usw.: Scherz, 2007
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Das Vorzimmer der Hölle.
Zwei etwa neunjährige Mädchen werden in der Kleinstadt Wind Gap ermordet und ihnen werden die Zähne gezogen. Die Journalistin Camille Preaker von der Daily Post, Chicagos viertgrößter Zeitung, stammt selbst aus Wind Gap. Sie wird daher von ihrem Chefredakteur dorthin geschickt und soll eine Hintergrundstory liefern. Der Sheriff ist wenig kooperativ und wird von einem Ermittler aus Kansas City, Richard Willis, unterstützt. Aber es gibt keine brauchbaren Spuren, der Fall scheint unlösbar.
Camille wohnt im Haus ihrer Mutter, die die reichste Frau im Ort ist. Aber Mutter und Tochter haben nie eine liebevolle Beziehung gehabt. Der Stiefvater Allan - Camille kennt ihren leiblichen Vater nicht - hält sich aus allem raus. Und es gibt noch die dreizehnjährige Amma, die Halbschwester Camilles.
Während der teilweise mühsamen journalistischen Arbeit bemerkt Camille, wie sie immer tiefer in ihre eigene Vergangenheit zurückgezogen und mit den Erinnerungen aus ihrer Jugend konfrontiert wird. Sie konnte die Liebe ihrer Mutter nie erringen, die gehörte ihrer kränklichen Halbschwester Miriam, die noch als Teenager verstarb. Und jetzt steht sie in Konkurrenz zu ihrer jüngeren Halbschwester Amma, die aber gleichzeitig ihre Verbündete ist. Und ihre Mutter kann nur kranke Mädchen lieben, die sie pflegen und umsorgen kann. Aber wird die andauernde Krankheit vielleicht herbeigeführt? Und welche Beziehung hatte die Mutter zu den ermordeten Mädchen?
Amerikanische Kleinstädte sind das Vorzimmer der Hölle. Jeder kennt jeden, weiß alles über sie oder ihn. Die Jugendlichen kämpfen um die Führerschaft in der Schule, Mobbing ist an der Tagesordnung. Die Partys bestehen aus Alkohol, Drogen und Sex. Die Mädchen heiraten früh einen Jungen aus der Schule, werden schwanger. Und beide haben nicht die Kraft, wegzugehen - und eigentlich auch keine Chance im Leben. Der amerikanische Traum?
Fazit: In dem Debutroman von Gillian FLYNN geht es nur vordergründig um die Ermordung der beiden Mädchen. Im Hintergrund geht es um den Kampf der Tochter um die Liebe und Anerkennung der Mutter - und gleichzeitig um den Versuch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich endgültig zu befreien. Prinzipiell gelingt das der Autorin recht plausibel. Aber das Ende ist dann doch psychologisch etwas zu überfrachtet. Und es wird einfach zu viel geweint.

Warum war sie in Wind Gap geblieben? Ich war hier so vielen bekannten Gesichtern begegnet, Mädchen, mit denen ich aufgewachsen war und die nie die Kraft gefunden hatten, von hier wegzugehen. In dieser Stadt blieben die Menschen genügsam, sofern man sie mit Kabelfernsehen und Supermarkt mästete. Diejenigen, die geblieben waren, lebten in ebenso verschiedenen Welten wie früher. Alberne, hübsche Mädchen wie Katie Lacey wohnten in renovierten Herrenhäusern, spielten im selben Tennisklub wie Adora und pilgerten vierteljährlich zum Einkaufen nach St. Louis. Und dann gab es die hässlichen Mädchen wie Geri Shilt, ewige Opfer, die noch heute hinter den Reichen aufräumten und mit düster gesenktem Kopf auf weitere Beleidigungen warteten. Das waren Frauen, die zu schwach oder zu dumm waren, um wegzugehen. Frauen ohne Phantasie. Also blieben sie in Wind Gap und spielten ihr Teenagerleben in einer Endlosschleife weiter.

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