Buchtipp : David BALDACCI, Falsche Wahrheit. (Rezension)

David BALDACCI, Falsche Wahrheit.

USA/Mississippi/Thriller/

 David BALDACCI: Falsche Wahrheit.
David BALDACCI: Falsche Wahrheit.
Will Robie 4
(The guilty., 2017)
478 Seiten, ISBN: 978-3-7857-2589-4
Köln: Lübbe, 2017
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Die Gefühle der Erinnerung.
Will Robie, staatlicher Auftragskiller, erschießt unbeabsichtigt bei einem Einsatz ein etwa sechsjähriges Mädchen, das in die Schußlinie des Vaters geraten war. Ein Kollateralschaden. Ein Trauma.
Zur Bewältigung des Traumas lässt er sich unverzüglich auf einen neuen Einsatz schicken. Und kurz, bervor er schießt, hat er eine Halluzination. Er sieht einen kleinen Jungen, den der Vater, das Opfer, in die Arme nimmt. Er kann nicht schießen - aber der Junge war nur in seiner Fantasie vorhanden.
Will ist nicht mehr einsatzfähig. Aber die Arbeit als Auftragskiller ist das Einzige, was er kann - und er ist einer der Besten. Sein Führungsagent Blue Man schickt ihn daher auf eine Reise in seine Heimat und Vergangenheit. Denn er muß sich seinen Dämonen stellen, die Vergangenheit aufarbeiten, um sein Trauma zu überwinden.
Will hat seine Heimatstadt Cantrell, Mississippi, mit 18 Hals über Kopf verlassen. Er floh vor seinem prügelnden Vater, einem hochdekorierten Marine des Vietnamkriges, dem er nichts recht machen und niemals genügen konnte. Und er wollte gemeinsam mit seiner großen Jugendliebe Lara, einem Mädchen aus der weißen Oberschicht, verschwinden - doch sie kam nicht zum vereinbarten Treffpunkt, reagierte nicht auf seine Briefe und Anrufe. Aber er konnte sie nie vergessen.
Wills Vater, jetzt Richter in Cantrell, sitzt wegen einer Mordanklage im Gefängnis. Er will Will nicht sehen, aber der besteht darauf, den Fall zu untersuchen - und gerät in ein Netz an südstaatlichen Abhängigkeiten, Verstrickungen und Rassismus. Wird er hier den Schlüssel zu seiner Persönlichkeit finden und seine Dämonen besiegen können?
Fazit: Für einen amerikanischen Bestsellerautor, der überwiegend im Thriller-Genre der Geheimdienste unterwegs ist, thematisiert David BALDACCI unerwartet schonungslos die Dominanz der Plantagenbesitzer, den Rassismus der weißen Mittelschicht und die Position der Schwarzen, die sich seit der Sklavenbefreiung scheints nicht wesentlich verbessert hat. Er erinnert an den amerikanischen Reiseschriftsteller Paul THEROUX, der die Südstaaten der USA bereist - und sich auf einem fremden Stern wiederfindet.
NB: Der deutsche Titel, das Cover und der Klappentext sind Schwachsinn und haben mit dem Inhalt wenig zu tun.

Holloway legte die Fingerspitzen aneinander. »Mein Vater war ebenfalls Arzt, Mr. Robie, und zwar ein guter. Er war kompetent und professionell, und er flößte seinen Patienten Zuversicht ein.« Er hielt inne. »So lange sie weiß waren. Schwarze hat mein Vater gar nicht erst behandelt. Er lehnte es ab, sie medizinisch zu versorgen. Und er pflegte sie mit den abstoßendsten Begriffen zu bezeichnen, die man sich vorstellen kann.«
»Also war er ein Rassist?«
»Absolut. Und extrem. Leider nicht ungewöhnlich bei Männern seiner Generation aus dem tiefen Süden. (…)«

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