Buchtipp : Trude TEIGE, Totensommer. (Rezension)

Trude TEIGE, Totensommer.

Norwegen/Besetzung/Krimi/

 Trude TEIGE: Totensommer.
Trude TEIGE: Totensommer.
(Svik., 2012)
367 Seiten, ISBN: 978-3-7466-3217-9
Berlin: Aufbau Verlag, 2016
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Ein Deutscher in Norwegen. Auch als Urlaubsgast nicht immer willkommen - wenn er im Krieg hier stationiert war.
Gert Benedict, ein Deutscher, macht seit vielen Jahren Urlaub in Losvika, einem kleinen Dorf im südlichen Norwegen. Er wohnt immer bei Jenny, die mittlerweile 80 Jahre alt ist. Und nun liegt er tot in einem gelben Schlauchboot - ermordet. Als Deutscher war er im Ort nicht unbedingt willkommen. Er war 1940/41 bei der Besetzung Norwegens hier stationiert. Ein junger Soldat, der einfach freundlich zu sein versuchte.
Die Journalistin Kajsa Coren hat sich eine Auszeit genommen. Nach ihrer Scheidung ist sie mit ihren Kindern nach Losvika in das Haus ihrer Tante gezogen. Sie ist hier aufgewachsen und will nun ein Buch über die Situation der Frauen im Ort während der deutschen Besatzung schreiben. Aber dieses Vorhaben findet im Dorf keinen allgemeinen Anklang. Denn es gab junge Frauen, die sich in dieser Zeit mit deutschen Soldaten einließen - Deutschenhuren. Jenny und Gert hatten sich ineinander verliebt, blieben aber unentdeckt. Von dem kleinen Ort gab es auch eine Bootsverbindung zu den Shetland-Inseln - Shetland Bus -, über die Flüchtlinge und Widerstandkämpfer transportiert wurden. Eines der Boote verschwand, mit an Bord Jennys Bruder und eine junge Frau mit ihrem deutschen Liebhaber. Vielleicht eine Verräterin?
Fazit: Die Zeit der deutschen Besetzung scheint noch immer wie eine dunkle Wolke über Norwegen zu schweben. Trude TEIGE verwebt geschickt diese zwei Zeitebenen miteinander. Ihr Blick auf die Kriegszeit ist differenziert, es gab nicht die Besatzer, sondern einfach auch junge Männer, die nach Zuneigung suchten und ja nicht freiwillig dort waren. Aber der Krieg hat auf die privaten Träume keine Rücksicht genommen. Und manche Wunden sind noch immer nicht verheilt.

An eine Tür war eine Katze genagelt. Auch ihr war die Kehle durchgeschnitten worden, die Zunge hing blau aus dem Maul, und zwei große Nägel hielten die Katze an der Tür. Das weiße Fell am Bauch war rot vor Blut. Das Bild des Fußabdruckes im Tierblut, das Even ihm gezeigt hatte - jetzt wusste er, was das für Blut war: das der Katze.
Karsten stützte die Ellbogen auf den Tisch und fuhr sich nachdenklich mit den Fingerspitzen über die Bartstoppeln an seinem Kinn. Dann ging er zum nächsten Bild weiter. Er erkannte die Tür zum Kücheneingang auf der Rückseite von Jennys Haus.
Verräterin stand da in großen schwarzen Buchstaben auf dem weißen Holz.

weitere Bücher zu
Norwegen
Besetzung
Krimi
Bücher von Trude TEIGE

Top