Buchtipp : Anne HOLT, Schattenkind. (Rezension)

Anne HOLT, Schattenkind.

Norwegen/Anne Holt/Krimi/

 Anne HOLT: Schattenkind.
Anne HOLT: Schattenkind.
Yngvar Stubø 5
(Skyggedød., 2012)
331 S., ISBN: 978-3-492-05396-9
München: Piper, 2013
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Ein Finale wie ein Schlag in die Magengrube.
Es ist Freitag, der 22. Juli 2011. Der achtjährige Sander stürzt im Haus seiner Eltern Ellen und Jon Mohr von einer Leiter und stirbt. Ein tragischer Unfall. Die Kriminalpsychologin Inger Johanne Vik ist eine Schulfreundin von Ellen und trifft kurz nach dem Unfall ein. Es war ein großes Sommerfest geplant, und Johanne wollte Ellen helfen.
Johanne versucht verzweifelt, den Unfall bei der Polizei zu melden, kommt aber nicht durch. Denn sie weiß noch nichts von dem Anschlag im Regierungsviertel und dem Massaker auf Utøya, das sämtliche Polizeikräfte bindet. Nach einigen Stunden kommt endlich ein junger, völlig unerfahrener Polizist, der gerade frisch von der Polizeiakademie gekommen ist und sich eigentlich mit Verkehrsstrafsachen beschäftigt, um den Fall aufzunehmen. Er hat bald die Vermutung, daß an der Unfallsversion etwas nicht stimmt. Trotz seiner Unerfahrenheit und Ungeschicklichkeit findet er heraus, daß bei Sander einige unerklärte Verletzungen beobachtet worden waren. Mögliche Kindesmißhandlung? Aber niemand ist der Sache wirklich nachgegangen.
Ellen, ihre Schwiegermutter und Joachim, ein Freund von Jon, wollen - wenn auch aus verschiedenen Motiven -, daß Johanne in der Sache ermittelt. Aber Johanne will nicht, sie steht Ellen zu nahe. Und sie will es selbst eigentlich nicht so genau wissen. Bis ihr schließlich Joachim eine Zeichnung von Sander zeigt, die sie verstört. Joachim hatte eine sehr gute Beziehung zu Sander, der allgemein als hyperaktiv und schwierig galt. Aber Joachim kam ausgezeichnet mit ihm zurecht. Johanne sieht, daß das Bild der heilen Familie Mohr so nicht besteht. Und sie findet schließlich heraus, was wirklich geschehen ist.
Fazit: Anne Holt geht den Fall sehr langsam an, man spürt deutlich den Widerwillen, sich mit dem Problem der Kindesmißhandlung auseinanderzusetzen, der durch Johanne Vik vermittelt wird. Gewalt gegen Kinder ist ihr ein wichtiges Thema, und sie nähert sich ihm so, wie es die meisten Meschen erfahrungsgemäß tun: wegschauen, ignorieren, nicht glauben woilen. Aber Kinder haben keinen anderen Schutz als die Aufmerksamkeit ihrer Umwelt. Yngvar Stubø, Kriminalbeamter und Gatte von Johanne, ist mit dem Massaker beschäftigt und kommt praktisch nicht vor. Und das Finale ist wie ein Paukenschlag.

Es war der Winkel, in dem sie fiel.
Es war, weil sie spürte, dass ihr Unterleib weiter nach vorn schoss, mit dem Feuerwehrwagen wie einem Rollschuh unter dem rechten Fuß, während der restliche Körper eine andere Richtung nahm. Das wird schlimm, konnte sie noch denken, als ihr Kopf zuerst nach vorn gerissen wurde, dann nach hinten und dann anch unten, wo es nur Treppe und Steilhang und Stein gab.

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