Buchtipp : Einar KÁRASON, Feindesland. (Rezension)

Einar KÁRASON, Feindesland.

Island/Historischer Roman/

 Einar KÁRASON: Feindesland.
Einar KÁRASON: Feindesland.
(Óvinafagnaður., 2001)
252 S, ISBN: 978-3-442-73482-5
München: btb Verlag, 2007
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Den historischen Hintergrund des Romans bildet die Sturlungen-Ära (ca. 1220-1262), die von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den fünf herrschenden Familien (Clans) geprägt war. Gleichzeitig versuchte der norwegische König Håkon Håkonarson, seine Macht auf Island mit Hilfe eines der Clanchefs auszuweiten.
Nach Snorri Sturluson versuchte dies sein Neffe Sturla Sighvatsson. Sein Versuch, die anderen Clanchefs zum Abdanken zu zwingen, endete 1238 mit seiner Niederlage in der Schlacht von Örlygsstaðir, in der er, vier seiner Brüder und sein Vater getötet wurden.
Hier setzt die Geschichte ein. Sturlas Bruder Þoður Sturluson, der sich zu diesem Zeitpunkt in Norwegen aufgehalten hatte, kehrt, nicht ganz freiwillig, nach Island zurück. Zunächst will er eigentlich nur überleben, aber es gelingt ihm, gemeinsam mit seinem überlebenden Bruder Tumi eine kleine Streitmacht um sich zu scharen. So kann er versuchen, seine Ansprüche auf das Familienerbe gegen Kolbeinn Arnórsson den Jungen, Statthalter des siegreichen Gissur Þorvaldsson, durchzusetzen.
Der Autor wählt eine geschickte Konstruktion für seinen Roman, indem er allen Beteiligten ihre eigene Stimme gibt und sie somit ihre Überlegungen und Perspektiven direkt darlegen können. Damit kann er sehr gut die Positionen der Hauptgegner Þoður und Kolbeinn darstellen, die eigentlich beide genug von den Schlachten haben und nur Frieden wollen, aber dem jeweils anderen nicht vertrauen können.
Fazit: ein durch den ständigen Perspektivenwechsel sehr spannender historischer Roman, der einen sehr guten Einblick in diese kriegerische Periode der isländischen Geschichte gibt.

Aber ich befahl [dem Bauern] nur, meinen Männern zu essen und ein Dach über dem Kopf zu geben, irgendwo in Schuppen oder Scheunen, denn inzwischen hatte es begonnen, in Strömen zu regnen. Ich selbst durfte mich in das Bett der Eheleute legen und will am liebsten nie mehr wieder aufstehen. Und kann doch nicht ruhig liegen bei dem Gedanken an all dieses Blut, all dieses Entsetzen, und im Schlaf wird es nur noch schlimmer, denn dann verfolgen mich die von Grimm entstellten Gesichter der Männer mit den Steinen, die Fratzen der Scheusale, der Bösen, die niemals aufgeben und in alle Ewigkeit neu auferstehen... [Kolbeinn]

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