Buchtipp : Pierre ASSOULINE, Henri Cartier-Bresson. (Rezension)

Pierre ASSOULINE, Henri Cartier-Bresson.

Henri Cartier-Bresson/Biografie/

 Pierre ASSOULINE: Henri Cartier-Bresson.
Pierre ASSOULINE: Henri Cartier-Bresson. Das Auge des Jahrhunderts.
(Henri Cartier-Bresson. L'œil du siècle., 1999)
367 S, ISBN: 3-88243-939-4
Göttingen: Steidl, 2003
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Der Autor schöpft sein Wissen über HCB, wie er oft genannt wird, aus zahlreichen persönlichen Begegnungen und Gesprächen. HCB unterstützte ihn, obwohl er um die Biografie wußte und diese eigentlich ablehnte, indirekt.
Henri Catrtier, wie er sich selbst in den 1930er-Jahren nannte, um seine Herkunft aus einer Industriellenfamilie zu verschleiern, wollte eigentlich Maler werden und studierte bei Andre Lothe. Dort wurde er an der Geometrie geschult und lernte, den richtigen Blickwinkel zu erkennen. Die Geometrie mit dem instinktiv erfaßten entscheidenden Augenblick zusammenzubringen und festzuhalten macht die Bedeutung seines fotografischen Werkes aus.
HCB war ein vielschichtiger, breit interessierter Mensch, der stets hinter seine Bilder zurücktrat, sich selbst nicht fotografieren lassen und seine Bilder nicht erklären wollte. Die Kamera immer mit sich führend, damit er jederzeit den entscheidenden Augenblick einfangen könnte, wollte er unsichtbar bleiben, nicht wahrgenommen werden, verborgen bleiben in seiner ständigen Jagd.
Assouline ist ein Freund und Bewunderer Cartiers, daher ist die Biografie auch nicht besonders kritisch ausgefallen. Er versucht, den Menschen hinter dem Fotografen zu erfassen, und ist damit durchaus erfolgreich. Und er nähert sich ihm akribisch, listet die Freunde, Bekannten und Weggefährten ebenso genau auf wie die zahlreichen Orte, an denen HCB kürzere oder längere Zeit verbrachte. Denn dieser war kein Reisender, sondern wollte immer länger an eine Ort verweilen, um ihn zu erfassen.
Fazit: eine sehr materialreiche Biografie von hohem Informationswert, aber immer flüssig und unterhaltsam geschrieben.

Seit ich mich damals von ihm verabschiedete, wußte ich, daß ich ihm außer einem Artikel eines Tages ein Buch widmen würde. Und zwar nicht nur dem größten lebenden Fotografen, dem wieder auferstandenen Zeichner, dem weitgereisten Reporter, dem unerschrockenen Abenteurer, dem Reisenden aus einer anderen Zeit, dem bedeutenden Zeitgenossen, dem rastlos Fliehenden, dem zanghaften Geometer, dem zornigen Buddhisten, dem puritanischen Anarchisten, dem nicht abtrünnigen Surrealisten, dem Symbol für das Jahrhundert des Bildes, dem Auge, das zuhört, sondern vor allem dem Menschen hinter ihnen, der sie alle vereint, einem Franzosen in seinem Jahrhundert.

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