Buchtipp : Arnaldur INDRIÐASON, Gletschergrab. (Rezension)

Arnaldur INDRIÐASON, Gletschergrab.

Island/Thriller/

 Arnaldur INDRIÐASON: Gletschergrab.
Arnaldur INDRIÐASON: Gletschergrab.
(Napóleonsskjölin., 1999)
365 S, ISBN: 3-404-15262-X
Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe TB, 2005
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Ein deutsches Flugzeug, 1945 auf dem Vatnajökull abgestürzt, taucht 1999 wieder auf. Amerikansiche Spezialeinheiten fallen zur Bergung in Island ein, sie benehmen sich wie Besatzer, foltern und töten isländische und amerikanische Staatsbürger. Sogar das Personal der US-Botschaft wird vorübergehend ausgetauscht und durch Mitglieder des Militärgeheimdienstes ersetzt. Die isländische Regierung ist zwar nicht einverstanden, unternimmt aber keine wirkungsvollen Maßnahmen.
Es wird nicht ganz klar, was für eine brisante Fracht sich in dem Flugzeug befindet, aber sie steht in Zusammenhang mit der "Operation Unthinkable" des damaligen britischen Premierministers Winston Churchill. Dieser sah eine militärische Unterwerfung der Sowjetunion durch britische und amerikanische Truppen unter Einbeziehung von deutschen Soldaten vor, wurde jedoch wegen militärischer Undurchführbarkeit verworfen.
Kristíns Bruder Elías nimmt an einer Bergrettungsübung am Gletscher teil und stößt zufällig mit den amerikanischen Truppen zusammen. Er wird dabei schwer verletzt, und Kristín gerät ins Visier der Amerikaner, die versuchen, sie auszuschalten.
Ab hier bekommt der Roman Glaubwürdigkeits- und Wahrscheinlichkeitsprobleme. So bezahlt Kristín ein Taxi mit Kreditkarte, und Minuten später ist dem Geheimdienst bereits ihr Aufenthaltsort bekannt - vielleicht in Ansätzen heute umgesetzt, aber sicher nicht 1999 möglich. Auch ihre überschäumende Reaktion und der Versuch, alleine den Kampf gegen die Amerikaner aufzunehmen, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Der Autor projiziert seine offenbar tiefe Abneigung gegen die Stationierung von US-Truppen (damals in Island durchaus weit verbreitet) in seine Protagonistin.
Fazit: Dieses Wahrscheinlichkeits- und Glaubwürdigkeitsdefizit kostet den überaus spannenden Roman den vierten Stern. Indriðason ist in seinen Krimis mit Kommissar Erlendur inhalts- und handlungssicherer.

"Ich bin gegen die Basis. ... Mir ist der Gedanke an diese Truppen hier in Island zutiefst zuwider. Mir ist es völlig egal, ob sie amerikanisch sind, englisch, französisch, russisch oder chinesisch, ich werde sie niemals akzeptieren. Nie im Leben werde ich m ich damit abfinden. Und je mehr sich hier bei uns die Diskussion um Geld dreht, um Arbeitsplätze, Kündigungen , die volkswirtschaftliche Lage, desto fester wird meine Überzeugung. Mir ist vollkommen unbegreiflich, wie die Diskussion auf dieses Niveau herabsinken konnte. ... Ich begreife nicht, warum Island jetzt auf einmal aus finanziellen Gründen das Militär brauchen sollte."

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