Buchtipp : Leonardo PADURA, Adiós Hemingway. (Rezension)

Leonardo PADURA, Adiós Hemingway.

El Conde/Cuba/Ernest Hemingway/Krimi/

 Leonardo PADURA: Adiós Hemingway.
Leonardo PADURA: Adiós Hemingway.
(Adiós Hemingway., 2006)
189 S, ISBN: 3-293-00362-1
Zürich: Unionsverlag, 2006
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Vor acht Jahren hat Mario El Conde den Polizeidienst quitiert und versucht, sich als Schriftsteller durchzuschlagen. Aber der Durchbruch gelingt nicht, und so bestreitet er seinen Lebensunterhalt vom Handel mit antiquarischen Büchern.
Da wird auf Hemingways Finca die Leiche eines vor vierzig Jahren erschossenen Mannes gefunden, getötet mit einer Maschinenpistole aus Hemingways legendärer Waffensammlung. Da auch so lange nach Hemingways Tod jeder Skandal und das Interesse der Weltöffentlichkeit vermieden werden soll, wird Conde gebeten, sich des Falls anzunehmen.
Seit einer kurzen Begegnung mit Hemingway in seiner Kindheit ("Das ist Cheminguey, der amerikanische Schriftsteller", erklärte ihm sein Großvater) ist Conde gefangen im Zwiespalt zwischen der Bewunderung für den großen Schriftsteller und seiner Verachtung für dessen Lebensweise: "Die Distanz zu Hemingway war gewachsen, als Mario klar wurde, dass der Schriftsteller auch nach zwanzig Jahren in Kuba keinen blassen Schimmer von der Insel hatte; als er der schmerzhaften Wahrheit ins Auge sehen musste, dass der geniale Künstler ein verachtenswerter Mensch war, der alle verriet, die ihm geholfen hatten..."
Letztlich bleibt die Klärung des Falls offen - aber darum geht es eigentlich auch gar nicht. Getarnt als Krimi sind Conde/Padura in die Auseinandersetzung mit der überlebensgroßen Figur des amerikanischen Schriftstellers verstrickt. Denn der Mythos Hemingway ist bei den Kubanern aller Schichten weit verbreitet. Im kollektiven Unterbewußtsein erscheint er als die Personifizierung des Schriftstellers an sich. Seine touristische Vermarktung (Bar El Floridita, Hotel Ambos Mundos, Bodeguita del Medio, Cojímar, Restaurant La Terraza, Finca la Vigía und die für Kubaner unzugängliche Marina Hemingway) steht seiner Stellung im Kontext kubanischer Literatur um nichts nach.
Der Roman umkreist die letzten Tage Hemingways auf Kuba. Es ist ein von Krankheit gebrochener Mensch, der auf alle seine bisherigen Vergnügungen verzichten muß und in seinem schriftstellerischen Schaffen an seine Grenzen gelangt ist. Er nimmt Abschied von Kuba, und es ist gleichzeitig der Abschied von einem Leben, das er so nicht mehr leben will - und dem er wenige Monate später ein Ende setzt.
Fazit: in der Auseinandersetzung mit Hemingway finden Conde/Padura am Ende ihren Frieden mit der gebrochenen Gestalt, dem Menschen Hemingway.

War es nach so langer Zeit überhaupt noch möglich herauszufinden, ob Hemingway der Täter war oder nicht? Tief in seinem Inneren wusste El Conde, dass er damit nur seinen unverwüstlichen Gerechtigkeitssinn befriedigen wollte. Alles in dieser Geschichte war zu spät gekommen, und er, Mario Conde, war der Letzte, der zu spät gekommen war. Das war das Schlimmste.

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