Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Die Passion des stillen Rächers. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Die Passion des stillen Rächers.

Montalbano/Sizilien/Krimi/

 Andrea CAMILLERI: Die Passion des stillen Rächers.
Andrea CAMILLERI: Die Passion des stillen Rächers. Commissario Montalbanos achter Fall.
Commissario Montalbano 8
(La pazienza del ragno., 2004)
252 S., ISBN: 978-3-404-92267-3
Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe TB, 2009
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Eine seltsame Entführung.
Susanna, eine junge Studentin, verschwindet. Ihren Roller findet man in einer abgelegenen Straße. So wird vermutet, daß es sich um eine Entführung handelt. Andererseits weiß jeder, daß die Familie vor Jahren verarmt ist und hier nichts zu holen ist. Außerdem liegt ihre Mutter im Sterben.
Auch das weitere Vorgehen der Entführer verwundert Montalbano, der nur indirekt ermitteln darf. Denn die Entführer wenden sich weniger an die Eltern, sondern an die Öffentlichkeit. Es scheint, als sollte der wohlhabende Patenonkel Susannas unter Druck gesetzt werden. Auch die Lösegeldforderung von 6 Milliarden Lira wirkt in der Euro-Zeit anachronistisch, hat aber einen entsprechenden Hintergrund. Zu viele Dinge passen für Montalbano nicht zusammen. Und am Ende ist alles anders.
Fazit: Commissario Montalbanos achter Fall weicht ein wenig von der Routine der bisherigen Fälle ab. Von der Schußverletzung genesend, die er sich im vorigen Fall zugezogen hat, ist er nur indirekt in den Entführungsfall involviert. Seine Freundin Livia ist bei ihm, was seinen Tagesablauf beeinflusst. Und er merkt am Ende, daß ihre dauerhafte Anwesenheit doch nicht seinen Vorstellungen entspräche. Zu viel in seinem Lebensrhytmus müsste er ändern.

Doch bevor er etwas unternahm, wollte er sich mit Livia besprechen. Er legte die Hand auf den Hörer, nahm ihn aber nicht ab. Erst musste er noch in sich gehen. Bedeutete sein Vorhaben vielleicht, dass er jetzt, wo er fast am Ende seines Arbeitslebens angelangt war, den Prinzipien, die er jahrelang befolgt hatte, aus der Sicht seiner Vorgesetzten, aus der Sicht des Gesetzes untreu wurde? Aber hatte er diese Prinzipien denn immer geachtet? Hatte Livia ihn nicht einmal angefahren, er handele wie ein kleiner Gott, dem es Spaß macht, die Dinge zu verfälschen oder in eine neue Ordnung zu bringen? Livia irrte, er war kein Gott, bestimmt nicht. Er war nur ein Mensch, der sich ein eigenes Urteil darüber bildete, was richtig und was falsch war. Und manchmal wurde etwas, was er für richtig hielt, von der Justiz für falsch befunden. Und umgekehrt. Was war also besser: mit dem Recht, wie es in den Büchern stand, oder mit dem eigenen Gewissen im Reinen zu sein?

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