Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Die Form des Wassers. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Die Form des Wassers.

Montalbano/Sizilien/Krimi/

 Andrea CAMILLERI: Die Form des Wassers.
Andrea CAMILLERI: Die Form des Wassers. Commissario Montalbano löst seinen ersten Fall.
Commissario Montalbano 1
(La forma dell' acqua., 1994)
250 S., ISBN: 3-404-92048-1
Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe TB, 2000
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Die sizilianische Wahrheit hat viele Schichten.
Der Ingegnere Silvio Luparello ist ein wichtiger Parteipolitiker. Und jetzt liegt er tot in seinem Auto. Das aber steht am Sandstrand der Mánnara, einem Strand, an dem sich Liebespaare einfinden, aber auch Prostituierte, Transvestiten und Drogendealer ihren Geschäften nachgehen. Nicht unbedingt ein Ort, an dem ein hohes Mitglied einer katholischen Partei gefunden werden soll - noch dazu mit heruntergelassener Hose. Zeugen sagen aus, daß eine blonde Frau mit ihm im Auto war, nach dem offensichtlichen Sexualakt ausstieg und verschwand.
Doch im Prinzip ist das kein Fall für Commissario Montalbano vom Kommissariat Vigàta. Denn Luparello wurde nicht ermordet, sondern starb an einem Herzinfarkt, whrscheinlich während des Aktes. Der Untersuchungsrichter will die Akte schließen, aber Montalbano erreicht einen zweitätigen Aufschub. Irgendwie passen die Teile des Puzzles nicht zusammen, erscheint manches zu offensichtlich arrangiert. Warum sollte Luparello in Begleitung einer Frau an die Mànnara fahren, wenn er ein prächtiges Liebesnest in den Bergen hatte? Und als die Frau des Toten Montalbano mehr über ihn erzählt, wird ihm klar, daß hier alles nur inszeniert ist und die Wahrheit mehrere Ebenen hat.
Fazit: Andrea Camilleri legt in seinem ersten Roman um den sizilianischen Commissario Salvo Montalbano ein sehr stimmiges Bild Siziliens vor. Allerdings nicht das für Touristen, sondern des tatsächlichen Lebens, in dem Gewalt, Korruption und die Kriege der Mafia-Gangs Alltag sind. Hungrig sollte man das Buch nicht lesen, zu oft geht es ums Essen und köstlich klingende Gerichte. Denn Montalbano ist ein Feinschmecker.

Als Folge dieses großartigen Einfalls der beiden herausragenden Staatsmänner mußten sich Söhne piemontesischer Mütter, flaumbärtige Rekruten aus dem Friaul, die sich tags zuvor noch an der frischen und rauhen Luft ihrer Berge gelabt hatten, über Nacht an klimatische Bedingungen gewöhnen, in denen es sich nur mühsam atmete. Sie richteten sich in ihren provisorischen Unterkünften ein, in Ortschaften, die, wenn überhaupt, einen Meter über dem Meeresspiegel lagen, inmitten von Leuten, die einen unverständlichen Dialekt sprachen, der mehr aus Schweigen denn aus Worten bestand, mehr aus einem schwer entzifferbaren Runzeln der Augenbrauen und einer unmerklichen Kräuselung der Gesichtsfalten.

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