Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Eine Stimme in der Nacht. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Eine Stimme in der Nacht.

Montalbano/Sizilien/Krimi/

 Andrea CAMILLERI: Eine Stimme in der Nacht.
Andrea CAMILLERI: Eine Stimme in der Nacht. Commissario Montalbano hört auf sein Gewissen.
Commissario Montalbano 20
(Una voce di notte., 2012)
272 Seiten, ISBN: 978-3-7857-2612-9
Köln: Bastei-Lübbe, 2018
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Commissario Montalbano muß aufpassen.
In Vigàta wird aus einem Supermarkt die Tageslosung gestohlen, die nicht auf die Bank gebracht worden war. Der Supermarkt gehört dem Mafia-Clan Cuffaro, daher ist hier ein Diebstahl sehr unwahrscheinlich. Als dann noch der Geschäftsführer erhängt in seinem Büro gefunden wird, scheint es, er wäre der Täter gewesen. Doch die gerichtsmedizinische Untersuchung deutet darauf hin, daß es kein Selbstmord war. Aber Dottor Pasquanto, der Gerichtsmediziner, will sich offiziell nicht festlegen. Denn es könnte ja die Mafia ihre Hände im Spiel gehabt haben.
Im Appartement von Giovanni Strangio, einem Heißsporn, wird seine Freundin ermordet - hingerichtet - aufgefunden. Zwar hat Giovanni, der der Sohn des Provinzpräsidenten ist, die Tat selbst angezeigt, doch der Verdacht, er wäre der Mörder, bleibt bestehen. Der Questore, der um seine Karriere fürchtet, schickt Montalbano vor - damit er ihm notfalls alle Schuld zuschieben und opfern kann.
Montalbano befindet sich auf einer Gratwanderung, sowohl was den Diebstahl/Selbstmord/Mord im Supermarkt betrifft als auch mit der toten Freundin des Sohnes des Provinzpräsidenten. Von seiner Behörde ist keine Unterstützung zu erwarten. Und als ihm immer klarer wird, wie die Sache tatsächlich gelaufen ist, greift er zu unkonventionellen Mitteln und schiesst dabei über sein Ziel hinaus.
Fazit: Ein weitgehend typischer Montalbano mit dem üblichen Personal, den großen Mahlzeiten und - allerdings eher auf Sparflamme - den Auseinandersetzungen mit Livia. Der Band dürfte chronologisch bereits früher geschrieben, aber erst nach anderen veröffentlicht worden sein, so daß die Zählung nicht korrekt ist. Aber das ist im Detail nicht so wichtig - Montalbano bleibt Montalbano.

In den letzten Jahren - und das hatte vielleicht mit dem Alter zu tun - fiel es ihm zunehmend schwer, seine Empörung gegenüber jenen politischen Kräften zu zügeln, die mithilfe von mafiafreundlichen Abgeordneten und Senatoren die Mafia mehr oder weniger offen unterstützten. Jetzt wurden Gesetze vorbereitet, die mit Rechtsstaatlichkeit nichts mehr zu tun hatten. Was war das für ein Land, in dem ein ehemaliger Minister sagen konnte, man müsse mit der Mafia leben? In dem ein Senator, der in erster Instanz wegen Komplizenschaft mit der Mafia verurteilt worden war, noch einmal zur Wahl antrat und sogar gewählt wurde. In dem der Abgeordnete eines Regionalparlaments, der in erster Instanz der Unterstützung von Mafiosi schuldig gesprochen worden war, Senator werden konnte. In dem ein wiederholt berufener Minister und Regierungschef Senator auf Lebenszeit bleiben konnte, obwohl das Gericht es als erwiesen ansah, dass er die Mafia begünstigt hatte, auch wenn die Straftat inzwischen verjährt war.

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