Buchtipp : David BALDACCI, Die Wahrheit. (Rezension)

David BALDACCI, Die Wahrheit.

USA/Washington, DC/Thriller/

 David BALDACCI: Die Wahrheit.
David BALDACCI: Die Wahrheit.
(The simple truth., 1998)
575 S., ISBN: 3-404-14626-3
Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe TB, 2002
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Gilt es Wahrheit und Gerechtigkeit auch für Schwarze?
Der Schwarze Rufus Harms verbüßt seit 25 Jahren seine Strafe im Militärgefängnis Fort Jackson. Als Soldat hat er ein 10-jähriges Mädchen erwürgt. Aber den Grund dafür hat er niemals herausgefunden, seine Erinnerung an diesen Abend ist verschwunden.
Als er einen Brief der Armeeführung erhält, in dem er zu einer Nachuntersuchung hinsichtlich eines medizinischen Testprogramms eingeladen wird, kommt seine Erinnerung wieder. Die Erinnerung an die fünf Männer, die etwas mit ihm gemacht haben, was zum Tod des Mädchens führte. Und nun richtet er eine Petition an den Obersten Gerichtshof, damit die Wahrheit ans Tageslicht kommen kann und ihm Gerechtigkeit widerfährt. Doch die fünf Männer wollen das überhaupt nicht und versuchen, Rufus und alle Mitwisser aus dem Weg zu räumen.
David Baldacci, der in seinen frühen Romanen durchaus kantig ist, thematisiert hier das amerikanische Justizwesen sehr kritisch. Nicht Wahrheit und Gerechtigkeit scheinen hier das Ziel zu sein, sondern Vereinbarungen, die die Bösen je nach ihrer Finanzkraft und Bedeutung für unterschiedlich lange Zeiten hinter Gitter bringen sollen. Ein Markthandel über Anklagepunkte, Geständnisse. Die Kleinen haben keine Chance, und die jungen Schwarzen kein langes Leben.
"Der Papierkram, die aalglatten Strafverteidiger, die immer wieder dieselben Fragen stellten, dieselben verbalen Fallstricke auslegten, die gelangweilten Richter, welche die Richtlinien für das anzuwendende Strafmaß vorlasen, als handele es sich um ein Testergebnis von Kaffeemaschinen. Die ausdruckslosen Blicke der Angeklagten, die nichts sagten, keine Gefühlsregung zeigten und zu all ihren Kumpeln ins Gefängnis gingen, ihre höhere Lehranstalt, und als noch viel fähigere Verbrecher wieder herauskamen."
Aber auch am Obersten Gerichtshof mit seinen neun, auf Lebenszeit bestellten Mitgliedern geht es nur am Rande um Gerechtigkeit. Die Fälle werden zu abstrakten Vorträgen der Anwälte, die dahinter stehenden menschlichen Schicksale scheinen nur selten eine Rolle zu spielen. Auch hier geht es um Verhandlungen, das Finden von Mehrheiten für die jeweilige Anschauung, um Präzedensfälle. Und die Bestellung der Richter erfolgt weniger nach fachlichen als nach politischen Gesichtspunkten - wie die jüngste Bestellung wieder deutlich gezeigt hat.
Fazit: Das amerikanische Justizwesen ist ein brisantes Thema, in dem es nur bedingt um Recht und Gerechtigkeit geht. Baldacci beschreibt seine Schwächen ziemlich direkt, wenn auch der Anlass für die ganze Geschichte etwas konstruiert wirkt. Seine üblichen Ingredenzien - das Ermittlerpaar, das sich findet, die Bösen in Militär oder Geheimdienst oder Senat - sind auch in diesem eher frühen Werk schon vorhanden. Trotzdem gelingt es ihm immer wieder, die einzelnen Romane seines umfangreichen Werks spannend zu halten und mit Alleinstellungenmerkmalen auszuzeichnen. Und die Wahrheit...?

Obwohl er Anwalt war, war ihm nie richtig bewusst gewesen, was für eine Macht von diesem Gebäude ausging. Der Oberste Gerichtshof hatte im Verlauf seiner Geschichte bei einer Vielzahl wichtiger Themen einige sehr unpopuläre Entscheidungen getroffen. Viele davon waren mutig und, zumindest nach Fiskes Meinung, richtig gewesen. Aber die Erkenntnis, dass das Land heutzutage vielleicht ganz anders aussehen würde, hätten sich ein oder zwei Richter bei einigen oder allen dieser Abstimmungen anders entschieden, war beunruhigend. Seiner Meinung zufolge war das ein bedenklicher, wenn nicht gar gefährlicher Zustand.

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