Buchtipp : Jo NESBØ, Die Larve. (Rezension)

Jo NESBØ, Die Larve.

Harry Hole/Norwegen/Krimi/

 Jo NESBØ: Die Larve.
Jo NESBØ: Die Larve.
Harry Hole 9
(Gjenferd., 2011)
563 S, ISBN: 978-3-550-08873-5
Berlin: Ullstein, 2011
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Oslo versinkt im Drogensumpf.
Harry Hole hat nach den traumatischen Ereignissen in seinem letzten Fall den Polizeidienst verlassen und sich nach Hongkong geflüchtet, wo er - ganz ohne Alkohol und Opium - als Schuldeneintreiber für einen holländischen Unternehmer arbeitet.
Dann erreicht ihn die Nachricht, daß Oleg, der Sohn seiner ewigen Liebe Rakel, beschuldigt wird, einen Junkie getötet zu haben. Oleg war für Harry fast ein Sohn, und Harry war Olegs Ersatzvater. Aber Oleg ist in die Drogenszene Oslos abgetaucht, selbst zum Junkie geworden. Harry findet zunächst keinen Zugang zu ihm.
Am Osloer Drogenmarkt ist eine neue Droge namens "Violin" aufgetaucht, voll synthetisch und mit einer weitaus stärkeren Wirkung als Heroin. Und die Droge wird scheints in Oslo selbst hergestellt. Die Stadtverwaltung steht stark unter Druck wegen der vielen Drogentoten. Da es bei Violin kaum zu Überdosierungen kommt - und damit die Zahl der Drogentoten reduziert werden kann -, kommt es zu einem Deal zwischen einer jungen, aufstrebenden Politikerin, dem Leiter des Dezernats für Organisierte Kriminalität, Mikael Bellmann, und dem Vertreiber von Violin, dem Drogenboss "Dubai". Die vietnamesischen und sonstigen Drogengangs werden durch gezielte Informationen an die Polizei ausgeschaltet, so daß nur noch die Händler von Violin übrigbleiben. Für alle eine gute Situation.
Harry weiß nicht, daß der von Oleg getötete Junkie dem Drogenboss Dubai sehr nahe stand. Nun besteht die Gefahr, daß Oleg mit Harry spricht und ihm seine Informationen über Dubai gibt. Harry muss daher ausgeschaltet werden, und zur Sicherheit auch Oleg.
Fazit: Jo Nesbø zeichnet in seinem 9. Fall ein etwas andere Bild von Harry Hole. Der Abschied vom Polizeidienst und das Leben in Hongkong haben ihn psychisch stabilisiert. Der Alkoholiker Hole ist praktisch trocken. Erst die Belastungen durch Oleg und die wieder aufkeimende Beziehung zu Rakel bringen die Gefahr eines Rückfalls.
Stilistisch lässt Nesbø den Roman auf zwei zeitversetzten Ebenen spielen: auf der zeitlich vorgelagerten erzählt der Junkie Gusto seinem, ihm unbekannten Vater seine Geschichte über sein Leben als Drogenabhängiger und Dieb, seine Begegnung mit und seine Arbiet für den Drogenboss Dubai, seine Beziehung zu Oleg, der wahrscheinlich sein einziger Freund war, und von seinem Ende. Auf der Zeitebene der Gegenwart ermittelt Harry Hole. Obwohl es immer schon Nebenhandlungen in Nesbøs Romanen gegeben hat - und auch hier gibt -, erlebt man diesen Roman anders, unpersönlicher. Das bisherige Personal kommt kaum (Gunnar Hagen, Beate) bis gar nicht (der Psychologe Auen) mehr vor. Und das Ende ist ein Paukenschlag.

Die Ratte trippelte ungeduldig über den Boden. Das Herz des Menschen schlug noch immer, wenn auch schwächer und schwächer. Wieder hielt sie bei den Schuhen inne. Biss in das Leder. Es war dick und solide, aber trotzdem weich. Sie rannte ein weiteres Mal über den Körper. Die Kleider rochen stärker als die Schuhe, Schweiß, Fressen und Blut. Er - sie konnte riechen, dass es ein Männchen war - lag noch immer in exakt derselben Stellung. Regungslos versperrte er ihr noch immer den Eingang. Sie lief bis zum Magen des Menschen. Das war der kürzeste Weg, das wusste sie. Schwache Herzschläge. Bald konnte sie beginnen.

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