Buchtipp : Jón Kalman STEFÁNSSON, Der Schmerz der Engel. (Rezension)

Jón Kalman STEFÁNSSON, Der Schmerz der Engel.

Island/Historischer Roman/

 Jón Kalman STEFÁNSSON: Der Schmerz der Engel.
Jón Kalman STEFÁNSSON: Der Schmerz der Engel. Roman.
(Harmur Englanna., 2009)
343 S., ISBN: 978-3-492-05390-7
München: Serie Piper, 2011
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Island im Winter.
Der Postbote Jens hat sich von Reykjavík nach Vík im Süden Islands durchgekämpft. Bei seiner Ankunft kann er nicht vom Pferd steigen, denn er ist festgefroren. Trotzdem wird ihm keine lange Rast gegönnt. Der zuständige Landbriefträger ist erkrankt, und so muß Jens die Post zu den einsamen Gehöften in den Fjorden der Umgebung bringen.
Da sich Jens vor dem Meer fürchtet, begleitet ihn der Junge auf der Bootsfahrt über den Fjord. Miteinander kämpfen sie sich durch den nie enden wollenden Schneesturm. Der Junge möchte reden, um die Einsamkeit zu vertreiben, aber Jens ist schweigsam und verschlossen und will nur seine Pflicht erfüllen. Sein alter Vater und seine behinderte Schwester warten auf ihn. Und es gibt eine Frau, der er seine Zuneigung nicht zu gestehen wagt. Langsam nur ergibt sich ein Kontakt zwischen Jens und dem Jungen.
Fazit: Man sollte diesen Roman nicht im Winter lesen. Der Schneesturm tobt, und Island kann sehr kalt sein. Die Armut der Menschen ist unvorstellbar, auf den einsamen Höfen gibt es nichts, und am Ende des Winters wird die Nahrung knapp. Das Leben hat die Menschen hart gemacht, aber trotzdem teilen sie das Wenige mit denen, die bei ihnen Schutz suchen. Sie kämpfen gegen das Wetter, die Kälte, den Schneesturm, aber auch gegen die eigenen Dämonen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie siegreich bleiben, ist nicht sehr groß. Packend!

Der Junge kennt das alles, die grasgrünen Träume, den Weg bei jedem Wetter hinaus zum Stall, während der Sturm versucht, einem den Kopf abzureißen, sein Leben aufs Spiel zu setzen für ein paar Halme Heu, er hat sich in Todesangst ans Ruder oder an die Bordwand geklammert und auf das Brausen der Brandung gelauscht, dieses tiefe Donnern, das Leben und Tod zugleich bedeuten kann, Verheißung und letztes Hindernis zugleich, dieses dumpfe Brüllen, das die Geräusche des Sturms durchschneidet: Kommt her zu mir, und ich werde euer Boot zerschmettern und euch ersäufen wie kleine Mäuschen, oder ich lasse euch durch und ihr dürft das Leben behalten, wenn ihr die kurze Frist, die euch vergönnt ist, denn noch immer mit so einem großen Wort benennen wollt.

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