Buchtipp : Virginia DOYLE, Die schwarze Schlange. (Rezension)

Virginia DOYLE, Die schwarze Schlange.

Hamburg/Historischer Krimi/

 Virginia DOYLE: Die schwarze Schlange.
Virginia DOYLE: Die schwarze Schlange. Ein historischer Kriminalroman.
Hansen-Trilogie 3
428 S, ISBN: 978-3-453-43243-7
München: Heyne, 2006
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Heinrich Hansen versucht normale Polizeiarbeit unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Letzter Band der Trilogie.
Die Nazis haben die Macht in Hamburg übernommen, der zackige Hauptwachtmeister Hans Kelling wird Revierleiter der Davidwache, Heinrich Hansen zu seinem machtlosen Stellvertreter degradiert. Auf St. Pauli wird scharf gegen Glücksspiel, Tanzen, Prostitution und Variete vorgegangen. Das Verdunkelungsgebot lässt die Lichter auf er Reeperbahn erlöschen, die Herbertstraße wird durch Sichtblenden und dem Verbot für Frauen, sie zu durchqueren, versteckt. Die HJ verfolgt erbittert und verprügelt die Swing-Heinis und ihre Babys - Jugendliche, die sich auffällig kleiden, gerne Jazz hören und dazu tanzen.
Im Chinesenviertel wird ein chinesischer Hausierer ermordet und so auffällig hingelegt, daß er gefunden werden muß. Hansen bekommt diesen Fall zugeschoben. Das auffälligste Merkmal des Ermordeten ist eine Tätowierung, eine schwarze Schlange auf seiner linken Schulter. Doch außer Hansen interessiert sich weiter niemand für den Fall.
Brisant wird die Geschichte, als ein zweites Mordopfer gefunden wird. Diesmal ein deutscher Student, Sohn eines hohen NSDAP-Funktionärs. Der Fundort ist eine Opiumhöhle, und auch er hat die schwarze Schlage auf seiner Schulter eintätowiert. Bei der chinesischen Gemeinschaft in St. Pauli stößt Hansen auf eine Mauer des Schweigens, und seitens seiner Vorgesetzten bleibt unklar, ob eine Aufklärung überhaupt erwünscht ist.
Als dann ein anderer Jugendlicher, ebenfalls Sohn eines hohen Parteimitglieds, in einer anderen chinesischen Opiumshöhle, voll weggetreten und mit der Mordwaffe in der Tasche als Mörder präsentiert wird, will Hansen das nicht glauben und gerät damit ins Visier der Gestapo. Er merkt, daß es hier um mehr geht als um zwei Tote. Aber er wird die Hintergründe nicht präsentieren und den Fall nicht offiziell aufklären und abschließen können...
Fazit: Ereignisse und Entwicklungen zwischen etwa 1933 und 1942 scheinen hier zusammengefasst, wodurch das Hintergrundbild der nationalsozialistischen Ära etwas diffus gerät. Es ist Krieg, aber man spürt es nicht so recht. Auch vom alltäglichen Terror merkt man nicht viel, er wird auf die Auseinandersetzung der Swing-Heinis mit der Hitlerjugend reduziert. Leider kein fulminanter Abschluß, sondern der schwächste Band der Trilogie.

Ganz St. Pauli brannte. Feuersäulen stiegen empor, und der heiße Wind versengte einem Haare und Augenbrauen. [...]
Heinrich Hansen hockte vor der halb verbrannten Leiche von Friedrich, die ihn davor geschützt hatte, ebenfalls in Flammen aufzugehen. Mit leeren Augen starrte er über das Trümmerfeld, das einmal die Reeperbahn gewesen war.
Die Davidwache stand noch.

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