Buchtipp : Virginia DOYLE, Der gestreifte Affe. (Rezension)

Virginia DOYLE, Der gestreifte Affe.

Hamburg/Historischer Krimi/

 Virginia DOYLE: Der gestreifte Affe.
Virginia DOYLE: Der gestreifte Affe. Ein historischer Kriminalroman.
Hansen-Trilogie 2
416 S, ISBN: 3-453-01205-4
München: Heyne, 2005
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Heinrich Hansen leistet Polizeiarbeit vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und wird Kriminalkommissar. Zweiter Band der Trilogie.
Der verlorene Krieg, die Wirtschaftskrise und die galoppierende Inflation hinterlassen ihre Spuren auch in Hamburg. Die Polizisten müssen monatelang auf ihr Gehalt warten und reagieren teilweise mit Streik. Kommunistische Gruppierungen versuchen, mit Gewalt einen Umsturz herbeizuführen. Und auf St. Pauli regieren die Kriegsgewinner und Spekulanten.
Hansens Jugendfreund Jan Heinicke betreibt die Revuebar "Tingeltangel", an deren Rückseite sich der illegale Spielsalon "Das Goldene Füllhorn" befindet. Dort haben vermutlich die Jugendliebe Hansens, Lilo Koester, und sein alter Rivale, der Hochstapler Friedrich Schuler, das Sagen. Ein Berufsspieler wird ermordet, von einem Affen, wie ein Zeuge aussagt. Der Affe ist natürlich ein Mensch, übergroß und überbreit. Weitere Morde gehen auf sein Konto, und es scheint, als gäbe es in St. Pauli Revierkämpfe, und der Affe würde für jemanden arbeiten.
Heinrich Hansen kämpft sich ein wenig ungelenk durch alle Widrigkeiten. Und er bekommt endlich Klarheit über das Schicksal seiner Schwester, die in seiner Jugend mit dem Rest der Familie bei einem Brand umgekommen ist - und von der er immer noch glaubt, sie sei am Leben.
Fazit: wie schon der erste Band bietet auch dieser interessante Hintergrundinformationen zum Leben auf St. Pauli in der Zeit der Wirtschaftskrise. Aber die Handlung ist etwas konfus und undurchsichtig, vor allem der Mittelteil hängt leicht durch. Heinrich Hansen ist ein etwas eigenartiger Mensch, der - so scheint es - nie darüber hinweggekommen ist, seine Jugendliebe Lilo an Friedrich verloren zu haben. Und daher schafft er es auch nicht, eine feste Beziehung zu einer Frau aufzubauen. Lesenswert mit kleinen Schwächen.

Aber die so genannten Berufsverbrecher, diese unverbesserlichen Angehörigen einer verschworenen Gemeinschaft ohne Moral, empfanden die Kriminalisten als echte Feinde, gegen die sie am liebsten einen Vernichtungskrieg geführt hätten. Hansen sah das alle viel nüchtener. Auf St. Pauli konnte man gut beobachten, wie Not und Elend die Menschen ins gesellschaftliche Abseits und von dort in kriminelle Bahnen führten. Nur selten kam es vor, dass Hansen das Gefühl hatte, einem geborenen Verbrecher gegenüberzustehen. In seinem Revier fanden sich tausende Gründe für das Abgleiten in gesetzlose Gefilde.

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