Buchtipp : Christian von DITFURTH, Die Akademie. (Rezension)

Christian von DITFURTH, Die Akademie.

Hamburg/Krimi/

 Christian von DITFURTH: Die Akademie.
Christian von DITFURTH: Die Akademie. Stachelmanns sechster Fall.
Stachelmann 6
442 S, ISBN: 978-3-462-04296-2
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2011
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Christian von Ditfurth legt den sechsten (und bisher letzten) Band seiner Krimiserie um den Hamburger Historiker Dr. Josef Maria Stachelmann auf mehreren Ebenen an. Das tut dem Plot sehr gut, denn es geht nicht mehr überwiegend um Stachelmanns Befindlichkeiten - auch wenn diese nicht zu kurz kommen.
Wieder einmal geht es um die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands. Vor allem um das, was absichtlich verloren ging. Aber auch um das, was versteckt geblieben ist, und sich gar nicht mehr so versteckt.
Stachelmann, jetzt freier Historiker mit Recherche-Büro, soll für ein jüdisches Opfer der Enteignung Dokumente finden, mit denen es seinen Anspruch auf die Fabrik seines Vaters beweisen könnte. Und während er im Bundesarchiv in Berlin nach Unterlagen sucht, wird ein Kollege aus Leipzig im Kopierraum ermordet. Am Abend zuvor hatte er Stachelmann noch von einer gigantischen Verschwörung erzählt, der er auf die Spur gekommen sei.
Es geht um Dokumente, die aus den Akten verschwunden sind. Stachelmann unterstützt wieder einmal die Polizei - diesmal in Berlin -, und wird selbst bedroht. Georgie, inzwischen zum Freund geworden, wird entführt.
Auf einer anderen Ebene erfahren wir von einer Organisation - die Akademie -, in der eine große Gruppe einflußreicher Meinungsmacher vernetzt ist. Langsam nur wird klar, wofür die Akademie steht, und welche Hintergrundspiele sie betreibt.
Irgendwie ist auch der Verfassungsschutz in die Angelegenheit verwickelt. Aber auch der Vorgesetzte des Opfers und Institutsleiter hatte ein starkes Motiv für den Mord. Stachelmann sieht sich mehreren Fronten gegenüber, die sie Ermittlungen verschleiern wollen, ohne daß ihm das natürlich bewußt wird.
Nicht überraschend hat er auch Beziehungsprobleme. Die Sache mit Valentina läuft zwar ganz gut, aber Stachelmann kommt nicht von Anne los. Und diese scheints auch nicht von ihm. Nur seine Mutter gerät praktisch in Vergessenheit.
Fazit: Der Wechsel des Hauptschauplatzes nach Berlin und die zahlreichen Parallelhandlungen lassen den Krimi deutlich gewinnen. Der Plot ist ein wenig überdimmensioniert, und wäre ein entsprechendes Szenario in der Realität gegeben, wäre es ein absoluter Megaskandal für Deutschland. Das Ende ist wieder etwas zu sehr á la Stachelmann, und leider bleibt eine nicht unwesentliche Nebenhandlung einfach in der Luft hängen. Aber in jedem Fall spannend und empfehlenswert.

Manchmal gestand er sich ein, dass es ihm ungeheuer schwerfiel, sich auf andere Menschen einzulassen, sich auf das Ungewohnte einzustellen, das er zunächst so reizvoll fand. Da war doch immer eine Kluft zwischen ihm und den anderen, und er konnte sie so wenig überschreiten, wie er es zuließ, dass sie überschritten wurde. Das Verrückte war, dass er diese Kluft kannte, dass sie ihn oft störte, ihn hilflos und einsam machte, und dass sie trotzdem blieb.

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