Buchtipp : Steinunn JÓHANNESDÓTTIR, Das sechste Siegel. (Rezension)

Steinunn JÓHANNESDÓTTIR, Das sechste Siegel.

Island/Historischer Roman/

 Steinunn JÓHANNESDÓTTIR: Das sechste Siegel.
Steinunn JÓHANNESDÓTTIR: Das sechste Siegel.
(Reisubók Gudrídar Símonardóttur., 2004)
478 S, ISBN: 3-8052-0767-0
Reinbeck: Wunderlich, 2004
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Piraten überfallen die Westfjorde und die Westmänner Inseln und verschleppen Männer, Frauen und Kinder in die Sklaverei nach Algier. Unter ihnen auch Gudríd und ihr neunjähriger Sohn Sölmund. Nach einer mehrwöchigen beschwerlichen Seereise werden sie am Sklavenmarkt von Dey von Algier gekauft. Gudríd muß viele Jahre in der Färberei harte Arbeit leisten. Erst mit dem Tod des Dey wird sie bei seiner Witwe Haussklavin.
Nach neun Jahren Gefangenschaft kommt der holländische Kaufmann Wilhelm Kifft nach Algier, um im Auftrag des dänischen Königs Christian IV. isländische Sklaven freizukaufen. 27 Frauen und 17 Männer können als Freie Algier verlassen und die lange, mühselige Heimreise antreten.
Der auf historischen Tatsachen und Forschungen beruhende Roman gibt einen guten, kurzen Einblick in das Leben im Island des 17. Jahrhunderts. Gudríds Sklavendasein und die Verhältnisse in Algier werden aus der Perspektive der Sklavin geschildert und bleiben damit unsdcharf und schemehaft - vermutlich auch, weil es darüber praktisch keine historischen Quellen gibt. Plastisch und anschaulich ist hingegen die Darstellung der weiten Reise nach Kopenhagen mit all ihren Fährnissen. Nicht alle Feigelassenen werden das Ziel erreichen. Auch das Spannungsverhältnis zwischen den Geboten der Religion und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen wird für die Zeit passend geschildert. Unklar bleibt, warum der dänische König einige der verschleppten Isländer freikaufen ließ, während Dänemark eigentlich kein Interesse an Island hatte.
Fazit: ein interessanter Roman über ein wenig bekanntes historisches Ereignis, leider mit etlichen Längen und einigen Handlungsbrüchen.

Sie hatte oft gesehen, wie sich vor den Westmänner-Inseln ein Unwetter über dem Meer zusammenbraute, wie sich die Wolken vor ihren Augen schwarz und bedrohlich aufblähten, sich schwer über den Himmel wälzten und sich im Handumdrehen in wildem Tanz mit den tosenden Wellen balgten. Sie hatte zugesehen, wie donnernde Brecher auf die Küste zurollten und an den schwarzen Felsen zerbarsten. Wie weiße Gischtfontänen hoch in die Luft spritzten und sogleich wieder in die schwarze Tiefe zu verschwinden. Bei solchen Unwettern waren nicht einmal die Vögel in den Brutfelsen sicher.

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