Buchtipp : Steinunn SIGURDARDÓTTIR, Herzort. (Rezension)

Steinunn SIGURDARDÓTTIR, Herzort.

Island/Roman/

 Steinunn SIGURDARDÓTTIR: Herzort.
Steinunn SIGURDARDÓTTIR: Herzort.
(Hjartastadur., 1995)
477 S, ISBN: 978-3-499-23263-3
Reinbeck: Rowohlt TB-Verlag, 2003
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Ein isländisches Road-Movie. Zwei Frauen - Harpa und ihre Freundin Heidi - sowie Harpas halbwüchsige pubertierende Tochter Edda ("das Monster") sind auf einer zweitägigen Reise von Reykjavík nach Djúpivogur in den Ostfjorden Islands.
Eigentlich ist es eine Flucht. Edda, drogenabhängig und alkoholsüchtig, ist in schlechte Gesellschaft geraten - auch die gibt es im Reykjavík der 90er-Jahre - und die alleinerziehende Harpa wird nicht mehr mit ihr fertig. Harpa war 17, als ihr der "erotische Betriebsunfall" passierte, und nun hofft sie, daß Edda bei Cousin Ingólfurs Familie gut aufgehoben sein und wieder in ein normales Leben zurückfinden wird.
Verfolgt werden sie von Eddas kriminellen Freunden, die Edda zurück nach Reykjavík schaffen wollen. Und bis zur Ankunft im Fjord ist nicht sicher, ob sie es schaffen werden oder ob Edda einfach wieder zurückfährt.
Harpas ewige Freundin Heidi, die sie in der Jugend vor einer Bande wildgewordener Jugendlicher gerettet hatte, ist in allem das Gegenteil Haprpas: aus gutem Haus, kinderlos, eine international erfolgreiche Musikerin, liiert mit dem deutschen Bariton Dietrich Bacon. Harpa hat ihn knapp verpasst und glaubt, Interesse für sie bei ihm zu spüren ("wir geben uns die Hände, wie gewöhnlich ein wenig zu lang").
Ein weitere, aber unsichtbare Begleiterin auf der Fahrt ist Harpas verstorbene Mutter, die sich aus einer Metaebene einmischt und Dialoge mit Harpa führt.
Harpa wird ein Stellung als Krankenschwester in Djúpivogur antreten. Und sie ist auf der Suche nach dem Geheimnis ihrer Abstammung: klein, dunkelhäutig und kraushaarig passt sie so gar nicht in das landläufige Erscheinungsbild der Isländerin und auch nicht zu ihrem geliebten Vater Axel, der wohl nicht ihr leiblicher Vater sein wird.
Das Rätsel der Herkunft wird endlich von Tante Dýrfinna gelöst, aber der Rest der Geschichte bleibt offen.
Fazit: Es erscheint eher ein Roman für Frauen als für Männer zu sein, zu verwirrend und manchmal auch mühsam sind die Handlungen und die dahinter stehenden Gedankenwelten zu verstehen.

Das Dorf kauert am Hand auf der anderen Seite, als ob die Häuser aus dem Nebel heruntergerutscht seien und die ersten im letzten Augenblick kurz vor dem Absturz ins Meer haltgemacht hätten. In dem Haus direkt am Meer werde ich wohnen, die Frau auf der Flucht, die an jedem Morgen, wenn sie hinaustritt, als erstes zwei dreifach mannshohe Tannen erblickt. Sollten nicht existieren dürfen, nicht an diesem Ort. ... Und die Berge spiegeln sich in den flachen meerüberfluteten Wattgebieten, haben Schneewehen vom vergangenen Jahr geflaggt.

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