Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Die Mühlen des Herrn. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Die Mühlen des Herrn.

Sizilien/Historischer Roman/

 Andrea CAMILLERI: Die Mühlen des Herrn.
Andrea CAMILLERI: Die Mühlen des Herrn.
(La mossa del cavallo., 1999)
219 S, ISBN: 3-8031-3148-0
Berlin: Klaus Wagenbach, 2000
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

100 Jahre vor Commissario Montalbano.
Der neue Inspektor der Mühlen ist zwar in Sizilien geboren, aber in Genua aufgewachsen und zuletzt in der Emilia-Romagna tätig gewesen. 1877 wird er nach Sizilien versetzzt, um im Amtsbezirk Montelusa die Abgabe der Mühlensteuer zu kontrollieren. Schon bald stellt er fest, daß es keine tatsächliche Kontrolle der Mühlen gibt. Nach einem Rotationsprinzip werden Strafen verhängt, an denen die Unterinspektoren und die Finanzbeamten gut verdienen. Außerdem entdeckt er eine geheime Mühle in einem Bezirk, in dem es offiziell gar keine Mühle gibt. Aber als die Carabinieri dort nach einigen Tagen nachforschen, gibt es von der Mühle keine Spur mehr.
Bovara, der Mühleninspektor, ist kein wirklicher Sizilianer. Und so will er auch nicht vom System profitieren, sondern es sprengen und eine ordentliche Kontrolle einführen. Damit gerät er natürlich in Konflikt mit dem lokalen Paten der Mafia, einem sehr ehrenwerten Geschäftsmann. Und der wird ebenso natürlich von allen lokalen Amtsträgern unterstützt. Bovara steht auf verlorenem Posten, er wird für verrückt erklärt und beim Finanzministerium in Rom wird seine Ablöse verlangt. Als er schließlich Zeuge eines Mordes wird, erklärt ihn die Polizei zum Mörder.
Unterstützung erhält Bovara nur von den anderen nicht-sizilianischen Amtsinhabern, wie dem königlichen Staatsanwalt, dem Chef der Carabinieri und dem Ermittlungsrichter. Und er denkt sich in der Art eines Schachspiels mehrere Züge aus, die das mafiöse Geflecht und Lügengebäude erschüttern. Aber kann er die sizilianischen Verhältnisse überwinden - oder wird man ihn eines Tages in einer Schlucht finden, getötet und von den Hunden gefressen wie sein Vorgänger?
Fazit: Andrea Camilleri legt hier die Finger schonungslos auf die sizilianische Wunde: Korruption, mafiöse Verstrickungen und Abhängigkeiten, keine Durchsetzung der Staatsgewalt. Nur die leitenden, nicht-sizilianischen Staatsbeamten versuchen, Recht und Ordnung durchzusetzen, stehen aber meist auf verlorenem Posten und werden, wenn sie den wahren Herrschern zu nahe kommen, versetzt - oder ermordet. In diesem historischen Roman beschreibt Camilleri die Zustände viel schonungsloser als in seinen Montalbano-Krimis - aber vielleicht haben sie sich auch gebessert. Nur so ganz glauben mag man es nicht.

Zum einen mußte er unverzüglich Advokat Fasùlo verständigen, damit dieser den Zuständigen benachrichtigt, daß der neue Inspekteur die Absicht habe, über Land zu reiten, und zwar auch bei schlechtem Wetter, und deshalb alle Mühlenbesitzer der Provinz in Alarmbereitschaft versetzt werden müßten; zum zweiten, damit der neue Hauptinspekteur nach Ablauf einiger Wochen in einer Schlucht, aufgefressen von Hunden, aufgefunden würde, wie der vielbeweinte Bendicò.

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